Reisebericht Perú: Lima, Cusco, Machu Picchu, Puno, Titicacasee und im Luxuszug durch die Anden

Bildquelle: Lars Rexroth

Travel Cheaper unterwegs im „Reich der Inka“

Den Anden-Staat Perú als Reiseland fand ich schon immer faszinierend und extrem spannend. Leider sind Flüge zumeist sehr teuer. Wenn man Glück hat, bekommt man Flüge von Deutschland zu einem regulären Preis ab 600 € aufwärts. Gabelflüge nach Lima und zurück von Cusco, wie in meinem Beispiel, kosten meistens noch deutlich mehr. Das war mir – der ich schon für 157 € nach New York hin und wieder zurück geflogen bin – immer deutlich zu teuer. Aber manchmal gibt es ja auch günstige Error Fares. Und so muss man „die Feste feiern, wie sie fallen“ und spontane Entscheidungen sind bekanntlich manchmal die besten.

Das Fazit vorab

Perú ist ein wundervolles Reiseland. Nette Menschen, aber durch die große Höhe auch mit körperlichen Herausforderungen verbunden. Es erfordert daher eine sorgfältige Planung und Vorbereitung.

Die Reisezeit und Temperaturen Ende September / Anfang Oktober zum Ende der sonst überlaufenen Hauptsaison und vor der im November beginnenden Regenzeit habe ich als äußerst angenehm empfunden. Durch den zwar engen Zeitplan aber der Pünktlichkeit der einzelnen Verkehrsmittel war es insgesamt ein entspannter und sehr abwechslungsreicher Trip.

Im Nachgang muss ich als kleines Manko sagen, dass ein ganzer Tag in Lima – statt zwei ganzer Tage – ausgereicht hätte. Aber auch das ist Geschmackssache, da man den ein oder anderen Tag auch noch mit Museumsbesuchen oder Tagesausflügen hätte füllen können. Insgesamt war die Zeit in Lima aber nicht der beste Teil dieses Trips. Aber der Reihe nach:

Der Reiseplan

Perú als drittgrößtes Land Südamerikas hat jede Menge zu bieten. Was also was anfangen mit der Zeit? Was gibt es alles Interessantes zu sehen – und noch wichtiger: was ist auch noch bezahlbar und was ist überhaupt in zehn Tagen alles machbar?

Ich habe mich für ein Highlight-Paket bestehend aus Lima, Cusco, Machu Picchu, Puno, Titicacasee und einer Fahrt im Luxuszug durch die Anden entschieden. Dabei habe ich versucht, die Zeit optimal auszunutzen und gleichzeitig die Kosten natürlich nicht aus den Augen zu verlieren. Auf meinem Trip habe ich auch auf zwei kurze Inlandsflüge zurückgegriffen, da dies verhältnismäßig günstig und vom zeitlichen Faktor natürlich äußerst effizient war. Auf meiner Reise habe ich auf fast alle denkbaren Fortbewegungsmittel wie Flugzeug, Zug, Taxi, Boot, den öffentlichen Nahverkehr und natürlich die Füße zurückgegriffen. Herausgekommen ist eine für mich perfekte Mischung aus Städtetrip(s), Kultur, Geschichte, Sightseeing, Naturerlebnis, Outdooraktivitäten und auch etwas Luxus:

Reisetag

Reiseplan / Aktivität

Mittwoch, 28. September 2016 Anreise nach Lima
Donnerstag, 29. September 2016 Lima
Freitag, 30. September 2016 Lima
Samstag, 1. Oktober 2016 Mittags Inlandsflug von Lima nach Cusco
Sonntag, 2. Oktober 2016 Morgens Zugfahrt im „Vistadome“ Panorama-Zug durch das Urubambatal von Cusco nach Aguas Calientes
Montag, 3. Oktober 2016 Erster Bus um 05:30h zum Sonnenaufgang nach Machu Picchu. Nachmittags Zugfahrt von Aguas Calientes zurück nach Cusco
Dienstag, 4. Oktober 2016 Mittgas Inlandsflug von Cusco nach Juliaca und Weiterreise nach Puno am Ufer des Titicacasees. Boots-Ausflug zu den schwimmenden Inseln der Uros
Mittwoch, 5. Oktober 2016 10 1/2-stündige Fahrt mit der luxeriösen Andenbahn (Andean Explorer) von Puno nach Cusco
Donnerstag, 6. Oktober 2016 Ein ganzer Tag in Cusco
Freitag, 7. Oktober 2016 Vormittags Cusco und am Nachmittag Abreise
Samstag, 8. Oktober 2016 Ankunft in Deutschland

 

Langeweile sollte also nicht aufkommen und am Ende muss ich sagen, dass ich in den zehn  Tagen doch mehr von Perú gesehen habe, als ich zunächst zu hoffen gewagt hätte.

Flug mit British Airways von Amsterdam für 275,41 €

Ende Dezember 2015 bot sich eine Gelegenheit, deutlich günstiger als sonst üblich in das „Reich der Inka“ zu Reisen. Über unseren Travel Cheaper Flugpreisvergleich konnte man zu dieser Zeit Flüge mit British Airways von Amsterdam nach Lima, Cusco sowie Gabelflug-Kombinationen daraus schon für 255€ für den Hin- und Rückflug im Reisezeitraum September und Oktober 2016 buchen. Wir berichteten im Artikel ERROR FARE – Perú-Rundreise mit British Airways und LAN Airlines: Gabelflüge ab/bis Amsterdam nach LIMA und zurück von CUSCO ab 255€ ausführlich über das Angebot.

Zweifellos sehr günstig aber eben auch mit Abflug in Amsterdam und somit mit zusätzlichem Kosten- und Zeitaufwand verbunden. Rechnet sich das? Lässt sich das Angebot nutzen und spart man unter dem Strich trotzdem noch Geld im Vergleich zu einem regulären Angebot? Nach einigen gründlichen Überlegungen bin ich zu der Entscheidung gelangt: Ja, das kann man machen!

Und so sah letztendlich meine Buchung aus:

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Alles in allem kostete mich der Gabelfug von Amsterdam mit Hinflug nach Lima und Rückflug von Cusco rund 440€. Darin enthalten sind alle Zusatzleistungen wie:

  • Nachtbus mit FlixBus von Hannover nach Amsterdam
  • Zustätzlicher Flug inkl. Aufgabegepäck von London-Heathrow zurück nach Hannover. (Das letzte Segment meiner Buchung von London Gatwick nach Amsterdam habe ich nicht genutzt)
  • National Express-Bus für den Flughafen-Wechsel von London-Gatwick nach Heathrow

Das war unter dem Strich immer noch sehr günstig und durch den Rückflug direkt nach Hannover und ohne zusätzliche Hotelübernachtung auch noch die Komfort-Variante.

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Meine Hotels

Bei der Suche nach passenden Hotels bin ich immer und überall bei den Angeboten der Tierra Viva Hotels gelandet: Die Hotelkette bietet in allen touristischen Destinationen Perus wie Cusco, Lima, Arequipa und Puno gute, zentral gelegene und günstige Hotels inklusive Frühstück an.

Apropos Frühstück: In den Hotels ist man übrigens in Sachen Frühstückszeiten optimal auf die individuellen Bedürfnisse der Reisenden eingestellt. Auf meiner Perú-Reise musste ich fast jeden Tag sehr früh aufstehen. Dazu bieten die Hotels das frische, reichhaltige und abwechslungsreiche Frühstücksbuffet wenn nötig schon ab 04:00 Uhr morgens an. Alternativ wird dem Gast auch eine Lunch-Box to go bereitgestellt.

Und so habe ich alle neun Nächte in einem Tierra Viva Hotel verbracht:

 

Calle Bolivar 176 – 180, Miraflores, Lima, Peru
Hervorragend: „Großzügige Betten, Sehr modern, Gute Einkaufsmöglichkeiten“
3 Nächte

 

Callle Cruz Verde 390, Centro Historico, Cusco, Peru
Hervorragend: „Makellose Betten, Saubere Zimmer, Leckeres Frühstück“
insgesamt 4 Nächste

 

Carretera Puente Ruinas Mz 4, Machupicchu Pueblo, Peru
Ausgezeichnet: „Leckeres Frühstück, Tolle Lage, Tolle Ausblicke“
1 Nacht

 

Jr Grau 270, Puno, Peru
Hervorragend: „Sehr modern, Ordentliche Zimmer, Gute Einkaufsmöglichkeiten“
1 Nacht

Das Wetter

Da ich mich auf meiner Rundreise in den unterschiedlichsten Klima- und Höhenzonen von Meeresniveau bis auf über 4.300 Meter Höhe bewegt habe, lässt sich schwierig eine pauschale Aussage zum Wetter im Allgemeinen treffen. Dennoch kann ich zur Reisezeit und den Temperaturen Ende September / Anfang Oktober zum Ende der sonst überlaufenen Hauptsaison und vor der im November beginnenden Regenzeit sagen, dass es wettertechnisch optimal war. Geregnet hat es so gut wie nie und wenn, dann nur zu Zeiten, in denen es mich nicht gestört oder beeinträchtigt hat.

Obwohl Lima nahe am Äquator liegt (12 Grad Süd, was ungefähr mit der Lage von Bangkok auf der Nordhalbkugel vergleichbar ist) und somit zur tropischen Zone gehört, sind keinesfalls tropisch heiße Temperaturen zu erwarten. Das ist mit dem Humboldtstrom zu erklären, der massenhaft eiskaltes Wasser entlang der Küste Südamerikas aus der Antarktis bis hierher schaufelt. Insbesondere im peruanischen Winter von Juni bis September, in den auch meine Reise fiel, hängt eine dicke Nebelschicht über der Stadt, welche das Land abkühlt. Es werden dann tagsüber selten Temperaturen über 18 Grad erreicht. Durch die fehlende Sonne und die hohe Luftfeuchtigkeit fühlt sich dies deutlich kälter an. Im Sommer (Dezember bis März) hingegen ist mit Sonnenschein und hoher Sonneneinstrahlung zu rechnen. Selbst an bedeckten Tagen, durchdringen die UV-Strahlen den Nebel, so dass immer Sonnencreme mit hohen Lichtschutzfaktor benutzt werden sollte. Die Höchsttemperaturen liegen dann bei knapp 30 Grad.

In der Anden-Region in Cusco, Machu Picchu und am Titicacasee herrschen ganz andere Bedingungen als in Lima. Während es beispielsweise in Cusco tagsüber angenehm und sommerlich warm ist, kann es schlagartig, sobald die Sonne untergegangen ist, empfindlich kalt werden. Machu Picchu kann man grundsätzlich das ganze Jahr über besuchen. Im März endet die Regenzeit und es beginnt die Trockenzeit, die dann im Oktober und November wiederum in die Regenzeit übergeht. Somit kann man sagen, dass von April bis Oktober die Chancen auf gutes Wetter in Machu Picchu gut sind. Von Mai bis September ist das Regenrisiko am Machu Picchu mit ca 40% am geringsten, in den Übergangsmonaten steigt es etwas an. Ihr solltet Euch in Machu Picchu nicht vom ersten Wettereindruck des Tages beeindrucken lassen. Wenn es morgens regnet, kann es ein paar Stunden später trocken und schön sein. Sehr häufig verziehen sich die morgendlichen Wolken gegen 11:00 Uhr am Vormittag und die Sonne scheint dann bis zum frühen Nachmittag. Es ist auch zu beachten, dass es in der Regenzeit regelmäßig zu großen Erdrutschen kommt, was nicht selten zu Ausfällen und Beeinträchtigungen im Bahnverkehr nach Machu Picchu führt.

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Sprache

Die vorherrschende Sprache in den meisten Ländern Lateinamerikas ist natürlich Spanisch. In Perú ist Englisch nicht sehr weit verbreitet. Allenfalls in den touristischen Zentren trifft man auf einige Menschen, die des Englischen mehr oder weniger mächtig sind. Ich empfehle hier als Individualtourist, sich zumindest Spanisch-Grundkenntnisse und ein paar „Höflichkeitsfloskeln“ anzueignen. Das erleichtert zumindest die Kontaktaufnahme und das erste Eis ist erst mal gebrochen. Mit Händen und Füßen kommt man dann ja immer weiter.

Währung

Offizielle Währung ist der Peruanische Nuevo Sol (PEN, Abkürzung: S/.). Ein Sol ist in 100 Céntimos unterteilt. Die Bezeichnungen lauten: 1 (un) Sol, 2 (dos) Soles und 30 Céntimos (Cents).

In Perú kann neben der Landeswährung mancherorts – vor allem in den touristischen Zentren – auch mit USD bezahlt werden. Hotels, Restaurants und Reiseagenturen akzeptieren sehr oft USD. Bitte beachtet dabei aber, dass eine Zahlung in Landeswährung wie überall auf der Welt günstiger ist, da bei Fremdwährungen meist ein schlechter Wechselkurs zugrunde gelegt wird.

Preisniveau

Im Vergleich mit dem Preisniveau anderer lateinamerikanischer Länder bewegt sich Perú im Mittelfeld. Perú ist durchschnittlich günstiger als Brasilien, Ecuador, Kolumbien oder Chile, aber teurer als Bolivien und Paraguay. Wie allgemein überall sind touristische Hochburgen wie Lima und Cusco die teuersten Städte in Perú.

Generell lässt sich aber sagen, dass Dienstleistungen, Lebensmittel, Transport und Unterkunft in Perú preiswerter als in Europa sind. Lokale Menüs (Suppe und Hauptgericht) bekommt man überall für ca. 1 bis 2 €. Touristen-Menüs sind dagegen – je nach Ort – mit 4 bis 20 € vergleichsweise teuer.

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Sicherheit

Eines möchte ich vorab schicken: Ich habe mich während meines 10-tägigen Aufenthalts in Perú zu keinem Zeitpunkt unwohl oder in irgendeiner Weise bedroht gefühlt. Von daher halte ich die ganzen Horrorgeschichten, die im Netz kursieren zwar nicht für gelogen aber sie sind mit Sicherheit auch nicht repräsentativ. Dennoch gibt einige Dinge zu beachten, auf die ich gerne näher eingehen möchte.

In Perú herrscht für Touristen im Vergleich zu den EU-Staaten ein höheres Risiko, Opfer von Diebstählen oder Überfällen zu werden.

Besonders in Lima, Arequipa und Cusco ist bei der Auswahl der Taxis größte Vorsicht geboten, da bei zahlreichen Verbrechen wie Raub und Vergewaltigung Taxifahrer mit involviert sind. Besonders in den touristisch beliebten Orten gibt es regelmäßige Fälle von sogenannten Express-Kidnappings.

Unter Express Kidnapping versteht man im Allgemeinen die kurzfristige Entführung einer oder mehrerer Personen mit dem Ziel, in einem äußerst kurzen Zeitraum das Maximum an Werten, z.B. Bargeld, Schmuck, Uhren, Kreditkarten oder Handys, herauszuholen. In der Regel müssen die Entführten auch das Maximum an Geldbeträgen mit Ihren Kreditkarten und Bankkarten an Geldautomaten/ATMs abheben. Sind die Entführer befriedigt, so werden die Entführten meist unbeschadet und bereits nach kürzester Zeit wieder auf freiem Fuß gesetzt.

Es wird grundsätzlich empfohlen, nur offizielle, registrierte und wenn möglich telefonisch vorbestellte Taxis zu benutzen, deren Fahrer sich ausweisen können bzw. deren Ausweis sichtbar im Taxi hängt. Nutzer von Smartphones haben außerdem die Möglichkeit, über entsprechende Apps (z. B. Easy Taxi und Taxibeat) Taxis zu bestellen.

Auch nach der Ankunft am Flughafen Lima werden leider immer wieder Touristen während des Taxitransfers oder bei Ankunft am Fahrtziel beraubt. Es wird dringend empfohlen, alle Gepäckstücke und auch Handtaschen u. ä. im Taxi außer Sichtweite von Passanten zu verstauen, da es an verstopften Kreuzungen und roten Ampeln oft zu Überfällen kommt, bei denen die Fensterscheibe des Taxis eingeschlagen wird. Gelegentlich sind Taxifahrer an Überfällen beteiligt. Deshalb wird geraten, für den Flughafentransfer vom in Callao gelegenen Flughafen Limas („Jorge Chavez“) nach Lima ein Taxi bei den innerhalb des Ankunftsbereichs ansässigen Taxigesellschaften (Homepage des Flughafens für weitere Informationen: http://www.lap.com.pe) zu bestellen und stets wachsam zu sein.

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Vorsicht ist bei Einbruch der Dunkelheit zu fortgeschrittener Stunde in unübersichtlichen und schlecht beleuchteten Straßenzügen geboten.

Generell gilt: Je weniger man mit sich führt, desto geringer ist die Gefahr, dass etwas weg kommt. Der Reisepass bleibt im Hotel. Ersatzweise kann eine Kopie mitgeführt werden. Ich lasse meist sogar meine Kreditkarten im Hotel und benutze diese nur zum Geld abheben. Ich habe meist nur wenig Bargeld bei mir und habe mir dafür ein kleines und dünnes Portemonnaie im Scheckkarten-Format zugelegt. Muss man größere Geldbeträge mit sich führen, diese am besten aufteilen. Die Socke, der Schuh oder die Zigarettenschachtel (Zwischen Schachtel und dem inneren Papier) tun hier gute Dienste. Übrigens passt in dieses „Fach“ in der Zigarettenschachtel auch eine Kreditkarte.

Außerhalb des Stadtzentrums, in den Vororten oder bei Ausflügen sollte man auf das Präsentieren seiner teuren Markenkleidung, Gucci-Sonnenbrille und das zur Schau stellen teurer Kameras möglichst verzichten, um keine unnötigen Begehrlichkeiten zu wecken. Das Geheimnis lautet: In der Masse möglichst unauffällig untergehen – sofern das als „Gringo“ möglich ist. Wird man von Fremden angesprochen, in ein Gespräch verwickelt oder bei sonstigen Kontakten freundlich bleiben und ganz wichtig: Den gesunden Menschenverstand einschalten.

Für den Fall des Falles ein bisschen Geld (Gegenwert von 20 € oder 25 €) griffbereit in der Hosentasche haben und nicht diskutieren oder Gegenwehr leisten. Gebt ihm/ihr, wonach er verlangt. Es lässt sich alles ersetzen außer die Gesundheit oder das Leben.

Einreisebestimmungen für deutsche Staatsangehörige

Touristen können sich bis zu 90 Tage im Halbjahr in Perú aufhalten. Die vorherige Beantragung eines Visums ist für einen touristischen Aufenthalt nicht erforderlich, dieses wird bei Einreise in Form einer – stets auszufüllenden – Einreisekarte („Tarjeta Andina de Migración“) erteilt. Einreisende Touristen müssen gelegentlich Weiterreise- oder Rückflugticket vorlegen, obwohl dies nicht den offiziellen Einreisevorschriften entspricht.

Anreise nach Lima

Die Anreise begann für mich mitten in der Nacht. Um 02:15 Uhr musste ich den nonstop Nachtbus mit FlixBus vom Hannover ZOB erreichen, der planmäßig um 07:00 Uhr in Amsterdam Sloterdijk ankam. Von hier aus habe ich den Zug zum Flughafen Amsterdam Schiphol genommen. Der Rest der Anreise lief planmäßig und ich flog via London Gatwick direkt weiter nach Lima.

Spät am Abend am Flughafen in der peruanischen Hauptstadt angekommen, erwartete mich bereits das vorab über mein Hotel bestellte Taxi zu meiner Unterkunft im Stadtteil Miraflores.

Apropos Taxis: Ich habe alle Taxis über eines der Hotels gebucht. Das ist zwar etwas teurer als wenn man ein x-beliebiges Taxi von der Straße nimmt aber dafür absolut sicher. In Lateinamerika und speziell auch in Perú kann man Opfer von sogenannten Express Kidnappings werden, bei denen man meistens im Taxi überwältigt wird. Mehr zum Thema findet Ihr unter dem Punkt Sicherheit.

Als ich am Hotel ankam war es bereits spät abends. Von daher habe ich an diesem Tag auch nichts mehr weiter unternommen.

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Limas historisches Zentrum als UNESCO-Weltkulturerbe

Lima ist die Hauptstadt Perus. Mit knapp über 10 Millionen Einwohnern ist Lima zusammen mit der benachbarten Hafenstadt Callao, in der sich auch der Flughafen Aeropuerto Internacional Jorge Chávez befindet und die zusammen die Metropolregion Lima bilden, die größte Stadt des Landes.

Limas historische Wurzeln reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück, als die „Königsstadt“ von spanischen Kolonialisten gegründet wurde.

Ähnlich wie die City of London das historische und wirtschaftliche Zentrum von Greater London darstellt, ist auch die Kern- und Altstadt als UNESCO-Weltkulturerbe im Stadtteil Lima verhältnismäßig klein. Insofern ist schon mal zwischen Lima als Metropolregion und dem gleichnamigen Stadtteil Lima als Herz der Stadt zu unterscheiden.  Der Stadtteil Lima liegt südlich des Río Rímac rund um den Plaza de Armas, der auch Plaza Mayor genannt wird.

Der Plaza de Armas ist der wohl schönste Platz der Stadt und ein sehr guter Ausgangspunkt für Rundgänge durch die Altstadt. Der auf ihm stehende Brunnen ist der Nullpunkt für alle Entfernungen in Perú und stammt aus dem Jahr 1651.

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Nordöstlichen wird der Plaza de Armas vom beeindruckenden Palacio de Gobierno (Regierungspalast) flankiert. Im Neukolonialstil erbaut, ist er heute offizielle Residenz des Präsidenten Perus. Limas Regierungspalast wurde im Jahr 1535 noch vom Stadtgründer selbst, dem spanischen Eroberer Francisco Pizarro, als zweistöckiger Lehmziegelbau errichtet. In den fast 500 Jahren seines Bestehens wurde das Gebäude mehrmals umgebaut und erweitert und fand so erst im Laufe der Jahrhunderte zu seiner heutigen Pracht. Der letzte große Umbau geschah in den 1930er-Jahren nach Plänen des polnisch-peruanischen Architekten Ricardo de Jaxa Malachowski.

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Das Zentrum von Lima verfügt mit der Jiron de la Unión über eine ausgedehnte Fußgängerzone, die sich zwischen Plaza San Martín und dem Plaza de Armas erstreckt. Auf halber Strecke zwischen den beiden Plazas befindet sich die Basílica y convento de Nuestra Señora de la Merced. Das Innere der prächtigen Kirche aus dem Jahre 1535 ist auf alle Fälle einen Blick wert.

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Folgt man ausgehend vom Plaza de Armas der Straße Jirón Carabaya rechts neben dem Regierungspalast, gelangt man nach ca. 100 Meter zum Casa de la Literatura Peruana. Biegt man von dort nach rechts in die Jirón Ancash, gelangt man direkt zur Basílica y Convento de San Francisco de Lima. Der Kirchen- und Klosterkomplex aus dem 16. Jahrhundert ist eine der bekannteste Sehenswürdigkeiten der Stadt. Das Kloster wurde 1546 gegründet. In der 1674 fertiggestellten Klosterkirche ist das Chorgestühl sehenswert, ebenso die Kacheln mit der Geschichte des heiligen Franziskus.

Eng, dunkel und etwas gruselig wird es in den Katakomben der Stadt unterhalb des Klosterkomplexes. In ihnen findet man fein säuberlich in Mustern angeordnet die Gebeine von tausenden Seuchenopfern. Fotos sind während der Führung durch die Katakomben verboten. Ich hätte ohnehin aus Respekt vor den Toten darauf verzichtet.  Wem das alles zu makaber und zu gruselig ist, der möge sich besser die prächtige Bibliothek des Klosters mit bis zum Teil über 400 Jahre alten Büchern anschauen. Weitere Informationen dazu erhaltet Ihr auf der Webseite des Museums unter MuseoCatacumbas.com.

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Geht man die Straße links neben dem Regierungspalast entlang, gelangt man nach kurzer Zeit zu einer Brücke über den Río Rimac, von der aus man einen schönen Blick auf den im Hintergrund gelegenen Hügel Cerro San Cristobal mit seinen bunten Häusern an den Hängen hat. Überquert man die Brücke gelangt man in den Stadtteil Rimac mit seinen hübschen kleinen gelben Häuschen und kleinen Geschäften.

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Stadtteil Miraflores und die Pazifikküste

Am zweiten Tag in Lima stand der Stadtteil Miraflores und Limas Pazifikküste auf dem Plan. Miraflores steht in krassen Kontrast zum historischen Zentrum und dem Rest der Stadt, denn er gilt zusammen mit San Isidro als einer der reichsten Stadtteile Limas.

Direkt an der langen Steilküste des Pazifiks gelegen, die auch Costa Verde genannt wird, findet man hier das moderne Lima vor. Es steht ganz im Zeichen des Konsums, denn eine Vielzahl von Einkaufzentren, Restaurants, Cafés, Kinos, Theater und Parks bieten jede Menge Möglichkeiten der Freizeitgestaltung.

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Die Strände entlang der Steilküste sind allerdings weniger schön, auch wenn kreative Namensgebungen wie der „Playa Waikiki“ etwas Anderes hoffen lassen. Sie bestehen größtenteils aus dunklem Sand und Geröll und laden zumindest in dieser Ecke nicht wirklich zu einem schönen Strandurlaub ein.

Vom Parque del Amor (Park der Liebe) bietet sich eine schöne Blick über die Bucht von Lima. Er ist voll und ganz den Themen Liebe und der Liebenden gewidmet und so verwundert es nicht, dass der Park vor allem bei Sonnenuntergang  bei jungen Pärchen beliebt ist. Die den Park umgebenden Mauern sind künstlerisch mit hübsche Mosaiken dekoriert. Im Zentrum befindet sich eine Skulptur namens „El Beso“ (Der Kuss) vom peruanischen Bildhauer und Maler Victor Delfín.

Das terrassenartig angelegte Centro Comercial Larcomar ist eine Shopping-Mall nach westlichem Vorbild aber im gehobenen Preissegment. Sie bietet durch seine einmalige Lage mit Panoramablick über den Pazifik ein Einkaufserlebnis der besonderen Art.

Eine Stippvisite lohnt sich auf jeden Fall.  Eigentlicher Grund meines Besuches war aber, dass sich hier eines der Verkaufsbüros von PeruRail befindet, wo ich mit meiner Buchungsbestätigung und gegen Vorlage des Reisepasses schon mal meine drei Zugtickets für die Strecken von Cusco nach Machu Picchu und zurück sowie für den Andean Explorer von Puno zurück nach Cusco abholen wollte. Was man hat, hat man.

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Reisen bedeutet für mich auch immer das Eintauchen in eine andere Welt. So sitze ich also an meinem letzten Abend in Lima in einer kühlen Sommernacht im Parque Kennedy, in dem sich zu später Stunde die halbe Stadt versammelt hat und lausche den improvisiert vorgetragenen Gedichten einiger Künstler. Trotz Spanischkenntnissen verstehe ich nur Bruchstücke. Sie handeln aber wohl von der Liebe, Frauen, Männer, Frieden und ihrer Stadt. Was soll's – es geht um die Atmosphäre des Augenblicks.

Und als dann schließlich eine der vielen halbwilden spindeldürren Katzen des Parks wie selbstverständlich – und wie bei vielen anderen Zuschauern auch – auf meinen Schoß springt, sich eindreht, das Köpfchen auf meinen Arm legt und binnen Sekunden eingeschlafen ist, weißt du, du gehörst selbst 10.000 Kilometer von zu Hause entfernt ganz plötzlich und einfach so dazu!

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Inlandsflug von Lima nach Cusco – Ankunft im Inka-Kernland

Nach dem ersten von zwei Inlandsflügen in Perú bin ich am Samstag Mittag des 1. Oktober 2016 in Cusco gelandet.

Erster Eindruck: Strahlender Sonnenschein und angenehme Temperaturen, aber die Luft ist sprichwörtlich dünn – sehr dünn! Denn die alte Inka-Hauptstadt liegt nicht 1.000, nicht 2.000, nicht 3.000 sondern stolze 3.416 Meter hoch in den Anden. Zum Vergleich: Deutschlands höchster Berg die Zugspitze misst 2.962 Meter. Und so musste ich in meiner Neugierde und unbändigen Entdeckerdrang erst mal einen Gang – besser noch zwei Gänge – zurückschalten.

Bildquelle: Lars Rexroth

Schon beim Check-in im Hotel wurde mir bereits die erste Tasse Cocablätter-Tee angeboten, den ich wegen meiner leichten Symptome (Kopfschmerzen, Kurzatmigkeit, Ohrensausen und Schwindel) von „Soroche“ – der Höhenkrankheit – dankend angenommen habe. In Coca-Tee ist tatsächlich das drin, wonach es sich anhört. Das  peruanische Nationalgetränk Nummer 1 ist aber harmlos, nicht mehr aufputschend als ein starker Kaffee und absolut legal. Bringt man ihn allerdings als Souvenir mit nach Deutschland und kommt in eine Kontrolle des Zolls muss man sich allerdings eines Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetzes verantworten.

Mein Zimmer befand sich im zweiten Stock unter dem Dach. Ohne Aufzug bedeutet das also zwei Treppen bis zum Ziel – in dieser Höhe und ohne Akklimatisation eine echte Herausforderung, wenn man am Stück höchstens fünf Stufen schafft und dann eine Minute lang keucht, als wäre man einen Marathon gelaufen.

Bildquelle: Lars Rexroth

Endlich in meinem hübschen Zimmer angekommen habe ich mich ein klein wenig eingerichtet und frisch gemacht. Dann habe ich mich erst mal aufs Bett gelegt. Man soll sich ja schließlich in den ersten Tagen wegen der Höhenkrankheit schonen und dem Körper Gelegenheit zur Akklimatisation zu geben. Schließlich fahre ich morgen früh auch schon wieder sehr früh Richtung Machu Picchu. Andererseits scheint draußen die Sonne und es ist noch einige Stunden hell.

Das Ende vom Lied war natürlich, dass ich mich zehn Minuten ausgeruht habe und dann 20 Minuten später auf dem Plaza de Armas gestanden habe. 😉 Vernünftig ist man schließlich zu Hause und nicht im Urlaub.

Bildquelle: Lars Rexroth

Ich hatte noch genügend Zeit, mich in Ruhe umzuschauen, die einmalig schöne Atmosphäre des Platzes zu genießen und um eine paar Fotos in der Nachmittagssonne zu schießen. Das ausgiebige Besichtigen der Kathedrale etc. habe ich mir dann tatsächlich für die letzten beiden Tage in Cusco vorgenommen.

Ich sitze eine ganze Weile in der wärmenden Abendsonne auf dem Plaza de Armas und beobachte das bunte Treiben von Touristen, Einheimischen und den vielen fliegenden Händlern. Ich werde auf Englisch angesprochen, wo ich denn her käme. „Germany“. „Ah, Deutschland! Hallo, ich bin Oliver“.

Ja, ich bin immer wieder erstaunt wie viele Leute man kennenlernt – auch und gerade wenn man alleine reist. Oliver kommt aus der Schweiz und ist schon eine ganze Weile in Südamerika unterwegs. Ecuador, Galapagos – genügend Gesprächsstoff also. Man tauscht sich aus, wo man in Perú und in der Welt bereits war und noch überall hin möchte und was als nächstes ansteht. Man gibt sich jede Menge Tipps. Allmählich geht die Sonne unter und es wird schlagartig kalt. Wir verbleiben so, uns am Donnerstag, wenn ich nach meinem Trip nach Machu Picchu und dem Abstecher an den Titicacasee noch einen einen ganzen Tag in Cusco bin, nochmal zu treffen. Denn Machu Picchu stand bei Oliver erst noch auf dem Plan und ich sollte unbedingt von diesem Trip  berichten.

In der Nacht hatte ich schlecht geschlafen. Das kann zum einen an zu viel aufputschendem Cocablätter-Tee gelegenen haben oder daran, dass mir tatsächlich die Höhe zu schaffen gemacht hat. Jedes mal, wenn ich gerade eingeschlafen war, sich der Körper entspannt und auf die gewohnte Atemfrequenz runterfuhr, wurde ich mit Herzrasen und Atemnot wieder wach. Das ging fast die ganze Nacht so. Ich tröstete mich damit, morgen in Aguas Calientes erst mal wieder für eine Nacht einen 1.000 Meter tiefer gelegeneren Schlafplatz zu haben. Dann würde ich wohl besser schlafen können. Hoffentlich…

Zugfahrt im Panorama-Zug durch das Urubambatal von Cusco nach Aguas Calientes

Eine Perú-Reise ohne das legendäre Machu Picchu? Undenkbar, oder? Daher stand das jetzt als nächstes auf dem Plan.

Bekanntlich gibt es keine durchgehende Straßenverbindung zum abgelegenen Machu Picchu und so ist man entweder auf den Zug angewiesen oder man wandert den Inca-Trail in mehreren Tagen von Cusco nach Machu Picchu. Nicht zuletzt aus Zeitgründen habe ich mich für eine Zugfahrt mit PeruRail von Poroy – einem Vorort von Cusco – nach Aguas Calientes entschieden.

PeruRail bietet dazu je nach Anspruch und Budget für die Fahrt drei verschiedene Möglichkeiten:

  • Den günstigsten „Expedition“ (oneway ca. $ 55 bis $ 85) vornehmlich für Backpacker
  • Den etwas teureren „Vistadome“ (oneway ca. $ 75 bis $ 95) mit Panorama-Fenstern
  • Den Zug der Züge – den luxuriösen „Belmond Hiram Bingham“ (oneway ca. $ 400)

Der „Belmond Hiram Bingham“ ist benannt nach dem US-amerikanischen Archäologen und Forschungsreisenden Hiram Bingham, der 1911 mit seinem Team auf die Ruinen von Machu Picchu stieß und so die versunkene Stadt wieder entdeckte. Der Luxuszug wird dabei betrieben von Venice-Simplon Orient Express die wiederum zur englischen Belmond Ltd. gehört und weltweit Hotels, Züge und Flusskreuzfahrtschiffe der gehobenen Klasse im high end-Segment betreibt.

Für die frühmorgendliche Fahrt von Poroy nach Aguas Calientes habe ich mir den Vistadome mit Panorama-Fenstern gegönnt. Bei der Rückfahrt morgen am späten Nachmittag werde ich den günstigeren Expedition nutzen und das hat einen einfachen Grund: In Perú wird es das ganze Jahr gegen 18:00 Uhr dunkel und dagegen helfen auch die schönsten Panorama-Fenster nichts. Ich habe für die Hinfahrt $ 95 und für die Rückfahrt $ 85 bezahlt.

Am frühen Morgen des 02. Oktober 2016 sollte es also endlich los gehen – das Abenteuer Machu Picchu. Und so bin ich wiedermal im Morgengrauen in aller Herrgottsfrühe nach dem Frühstück mit einem am Vortag über das Hotel bestellten Taxi zum Bahnhof im Vorort Poroy gefahren, der rund 13 Kilometer nordwestlich von Cusco liegt. Die Abfahrt war schon um 06:40 Uhr und man soll sich bereits eine Stunde vor Abfahrt am Bahnhof einfinden.

Bildquelle: Lars Rexroth

Für die Fahrt nach Aguas Calientes benötigt man ca. 3 ½ bis 4 Stunden und die sind alles andere als langweilig. Man sagt zwar immer, man fährt nach Machu Picchu „hoch“ aber tatsächlich geht es runter. Denn Cusco liegt in 3.416 Meter und Machu Picchu in 2.430 Meter Höhe. Die Fahrt führt stetig gen Nordwesten- zunächst entlang größtenteils landwirtschaftlicher Flächen bis zum kleinen Ort Pachar, in dem die Bahnlinie in das Tal des Río Urumbamba einschwenkt und diesem bis zum Endpunkt in Aguas Calientes folgt. Der Río Urumbamba mündet übrigens viele Kilometer flussabwärts letztendlich in den Fluss der Flüsse – den Amazonas – und ist somit einer seiner Nebenflüsse.

Während der Fahrt gelangt man immer wieder durch kleineren Siedlungen und vorbei an Maisfeldern. Schon hier kann man teilweise die ein oder anderen Überreste von Inka-Terrassen an den Hängen erkennen. Im Verlauf wird der Río Urumbamba immer reißender und breiter, gleichzeitig die Hänge des Anden-Hochgebirges immer steiler. Zunächst ist Vegetation eher karg und felsig, was sich allerdings im weiteren Verlauf ändert. In der trockenen Steinwüste tauchen zunächst einzelne kleine Sträucher sowie Kakteen auf und es wird nach und nach grüner. Einige Kilometer vor dem Ziel Aguas Calientes beim unterschreiten einer gewissen Höhengrenze ändert sich die Vegetation schlagartig und urplötzlich ist man mittendrin –  im tropischen Nebelwald Perus inmitten gewaltiger Baumriesen, Farne, Orchideen, Lianen und Bromeliengewächsen.

Bildquelle: Lars Rexroth

Angekommen im Bahnhof von Aguas Calientes muss man sich zunächst seinen Weg durch einen etwas basarartigen Bereich mit unzähligen Ständen typischer peruanischer Handwerkskunst, Handarbeiten und dem üblichen „Nippes“ bahnen. Der Ort selbst ist sehr touristisch geprägt und besteht hauptsächlich aus Souvenirläden, Restauraunts und Unterkünften aller Couleur. Allerdings fand ich es insgesamt wirklich nicht so schlimm, wie ich es in so manchen Reiseberichten im Vorfeld gelesen hatte. Der Ort hat durchaus (mittlerweile) einen gewissen Charme. Thermalquellen oberhalb des Ortes waren Namensgeber für Aguas Calientes, was übersetzt „heißes Wasser“ heißt. Ein Museum informiert über die archäologischen Ausgrabungen in Machu Picchu und die Inkakultur.

Mein Hotel war bequem fußläufig vom Bahnhof und dem belebten Zentrum des Ortes zu erreichen. Nach dem Check-in um die Mittagszeit konnte ich leider mein Zimmer noch nicht beziehen. Also habe ich meinen Koffer eingelagert und bin noch ein Stündchen durch Aguas Calientes geschlendert.

Nachdem ich am frühen Nachmittag endlich mein Zimmer beziehen konnte, wollte ich den restlichen Nachmittag eigentlich wieder einmal dazu nutzen, mich für den am nächsten Tag vorgesehenen Besuch von Machu Picchu auszuruhen. Nun, die Sonne lachte vom Himmel und da war er wieder – der unbändige Entdeckerdrang. Also anziehen und los geht's.

Ich bin zunächst der Straße entlang des Río Urumbamba flussabwärts gefolgt, die auch die Shuttle-Busse von Aguas Calientes hoch nach Machu Picchu benutzen. Etwas weiter oberhalb der Straße verläuft die Verlängerung der Bahnstrecke parallel zur Straße, die die Züge zum Rangieren und als Depot benutzen, denn dafür ist im kleinen Bahnhof direkt im Zentrum von Aguas Calientes kein Platz.

Nach ca. 1,6 Kilometer kommt man zur Brücke, die nach links abzweigt und über den Fluss direkt nach Machu Picchu führt. Aber das stand ja erst für morgen an.

Bildquelle: Lars Rexroth

Die Straße auf der rechten Flussseite endet an der Brücke. Wer dem Urumbamba-Tal weiter flussabwärts folgen möchte, muss an dieser Stelle von der Straße auf die Bahngleise wechseln, was natürlich offiziell verboten ist, aber keinen der vielen Wanderer wirklich davon abhält.

Vorbei am dort bis zur abendlichen Rückfahrt abgestellten „Belmond Hiram Bingham“, gelangt man entlang der Gleise immer weiter und tiefer in den üppig grünen Nebelwald Perus. Hin und wieder öffnet sich die Sicht in die abzweigenden Täler und wer ein bisschen Orientierungssinn hat, kann vom Flusstal aus an den hängen bereits die ein oder anderen Terrassen entdecken, die zum weiter oben auf dem Bergrücken gelegenen Machu Picchu gehören, welches von hier unten nicht einsehbar ist.

Bildquelle: Lars Rexroth

Man sollte etwas vorausschauend auf die relativ oft hier durchfahrenden Züge und Lokomotiven achten, um rechtzeitig einen Platz zu finden, um ausweichen zu können, denn stellenweise ist die Zugtrasse durch angrenzende Felswände oder den steilen Abhang runter zum Fluss recht eng. Hinzu kommt natürlich, dass durch Kurven und dichten Bewuchs die Einsehbarkeit der Bahnstrecke beschränkte ist. Aber die Züge hupen rechtzeitig und weithin hörbar.

Nach ca. 2 Kilometer erreicht man einen relativ großen Rangierbahnhof und die Gärten Jardines De Mandor mit dem Wasserfall Catarata de Mandor, welche aber nur nach vorheriger Anmeldung zugänglich sind. Ich hatte ohnehin keine Zeit mehr, denn es war bereits später Nachmittag und es begann so langsam an zu dämmern. Zeit den Rückweg anzutreten.

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Am frühen Abend war ich schließlich zurück im Hotel. Wer denkt in den vielen Restaurants und Bars in Aguas Calientes steppt abends und nachts der Bär, wird enttäuscht sein. Sobald es dunkel ist, gleicht der Ort einer Geisterstadt. Man ist ja schließlich nicht zum Spaß hier und viele müssen – genau wie ich – sehr früh aufstehen.

Tatsächlich habe ich – wenn auch nur sehr kurz – deutlich besser schlafen können, als in der Nacht zuvor in Cusco.

MACHU PICCHU: Die sagenumwobene Inka-Stadt in den Wolken

Montag, 03. Oktober 2016, 03:30 Uhr: Der Wecker klingelt. Ja, dieser Urlaub hat mit Erholung nicht viel zu tun. Aber wer seine Zeit effektiv nutzen möchte (und muss), muss nun mal früh aufstehen und bis zum Sonnenuntergang ein straffes Programm durchhalten.

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Ich wollte unbedingt den ersten Bus um 05:30 Uhr hoch nach Machu Picchu nehmen, um pünktlich zum Sonnenaufgang gegen 06:00 Uhr die Ruinenstadt zu erreicht zu haben. Frühstück gab es im Hotel bereits ab 04:00 Uhr, was mir allerdings definitiv zu früh war, um mir den Bauch voll zuschlagen. Und so habe ich nach dem Check-out mein am Vortag bestelltes Lunch-Paket abgeholt und meinen Koffer für den Tag eingelagert. Eine heiße Tasse Kaffee und eine Zigarette vor dem Eingang sollten vorerst reichen.

Vor der Tür des Hotels war es natürlich noch stockfinstere Nacht und es regnete. Und zwar nicht nur so ein bisschen sondern so richtig wie aus Kübeln. Toll, ausgerechnet heute! Also habe ich den Regenschirm ausgepackt und mich gegen 04:15 Uhr auf den Weg zum Startpunkt der Shuttle-Busse im Zentrum von Aguas Calientes gemacht. Unterwegs dorthin kamen mir bereits die ersten Wanderer bewaffnet mit Taschen- oder Kopflampe, wasserfesten Wanderstiefeln und Regencape in entgegengesetzter Richtung entgegen. Die hatten offensichtlich das gleiche Ziel wie ich – zum Sonnenaufgang Machu Picchu erreicht zu haben – nur halt zu Fuß.

Gut eine Stunde vor der Abfahrt des ersten Busses gegen 05:30 Uhr, warteten an der Bushaltestelle schon eine beachtliche Anzahl von Touristen und ich reihte mich in die Schlange aus Wartenden ein. Gott sei dank war das an einer Stelle,  die sogar überdacht war. Denn wenn man im Regen steht kann eine ganze Stunde ganz schön lang werden. Glück gehabt. Und noch während ich mich freute, merkte ich, das irgendetwas nicht stimmt. Über mir gab es also dieses kleine Wellblechdach, aber man hatte, wie in Perú üblich, die Dachrinne vergessen. So stand ich also mit dem Oberkörper bis zu den Knien im Trockenen – aber das Regenwasser, das in langen Fäden vor mir auf den Bürgersteig plätscherte, spritzte beharrlich bis an meine Schuhe und an meine Hose. Und so krochen Kälte und Feuchtigkeit langsam aber stetig von unten nach oben an mir hoch. Eine Frau verkaufte diese bekannten Einweg-Regenponchos aus Plastik, deren Angebot ich für den Fall, dass es den ganzen Tag regnen würde, gerne annahm.

Bildquelle: Lars Rexroth

Mittlerweile fing es bereits an langsam zu dämmern und – kurz vor der pünktlichen Abfahrt der ersten Busse – auf zu regnen. Aufgrund der vielen Wartenden vor mir war es leider nicht der erste Bus aber für den zweiten Bus, der zeitgleich unmittelbar nach Abfahrt des ersten abfuhr, hat es gereicht.

Vorbei an der Brücke über den Río Urumbamba mit dem riesigen Schild mit der Aufschrift „Bienvenidos a Machupicchu Pueblo“, die ich am Tag zuvor ja bereits zu Fuß gesehen hatte, quälten sich die Busse durch den immer noch vom Regen tropfenden Nebelwald die ca. 7 Kilometer in nicht enden wollenden Serpentinen den Berg hinauf bis zum Eingang der Zitadelle. Die Fahrt dauert ca. 25 Minuten und die Spannung steigt bis ins Unermessliche.

Ich musste, während ich im schaukelnden Bus saß daran denken, welch weiter und durchaus strapaziöser Weg bis hierher schon hinter mir lag. Die Fahrt mit dem Bus von Hannover nach Amsterdam. Der gut 16-stündige Flug von Amsterdam via London nach Lima. Der Inlandsflug nach Cusco. Die mehrstündige Fahrt mit dem Zug nach Auguas Calientes und jetzt sitze ich im schaukelnden Bus nach Machu Picchu und es trennen mich nur noch wenige Kilometer und Augenblicke von dem Moment, in dem die Sonne aufgeht und den Blick auf die sagenumwobene Inka-Stadt in den Wolken frei gibt. Fantastisch! So was erlebt man nur einmal im Leben und ich bin in diesem Moment schon ein wenig stolz. Der Bus hält und ich werde jäh aus meinen Gedanken gerissen. Wir sind am Eingang angekommen. Alle aussteigen.

Vor dem Eingang wartete bereits die nächste Schlange von Touristen. Offensichtlich hatten es auch die ersten Wanderer rechtzeitig hier herauf geschafft, denn die Anzahl der Wartenden konnte nicht allein von den ersten Bussen herrühren. Pünktlich um 06:00 Uhr ging es los. Die Kontroll-Schalter wurden geöffnet und die ersten Besucher betraten über den schmalen Zugangsweg das weitläufige Gelände.

Bildquelle: Lars Rexroth

Der Zugang befindet sich im unteren Bereich der Ruinenstadt. Es dämmert und der dichte Nebel gibt nur zaghaft den Blick auf die nur schemenhaft erkennbaren Silhouetten von Mauern und Gebäuden frei. Vereinzelt lassen sich Lamas das saftig grüne Gras der Terrassen schmecken und werden sogleich von Touristen belagert. Aber ich habe einen anderen Plan. Ich will weiter nach oben. Zielstrebig steure ich die endlosen Treppen hinauf in die Wolken an.

Bildquelle: Lars Rexroth

Gerade noch rechtzeitig erreiche ich meinen Platz auf einer Terrasse über der Ruinenstadt. Die Sonne kriecht langsam über den Bergkamm. und die ersten Sonnenstrahlen werfen lange Schatten der sichtbaren Strukturen über das Areal.

Ich bin fast alleine an diesem Plätzchen. Hin und wieder hüllen vorüberziehende Wolken fast gespenstisch die Ruinen nahezu komplett in dichten Nebel um im Anschluss den Blick wieder nach und nach frei zu geben. Wenn eine solche Wolke vorüberzieht, kann man die Feuchtigkeit des kühlen Nebels auf der Haut spüren und es riecht irgendwie frisch. Ein faszinierendes Erlebnis. Der Anblick ist einfach unfassbar schön. Wie nicht von dieser Welt.

Bildquelle: Lars Rexroth

Wie konnte ein Volk vor hunderten von Jahren so etwas bauen? Ein Volk, das weder Metallwerkzeuge hatte noch das Rad kannte. Ich sitze eine ganze Weile dort und beobachte dieses Schauspiel, bis der Tag komplett angebrochen war. Die Wolken lösen sich im laufe der Zeit gelegentlich komplett auf.

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Es wird Zeit sich vorübergehend von diesem Anblick zu trennen und auf Entdeckungstour zu gehen. Die Ruinen-Stadt liegt auf einem Bergkamm zwischen den beiden markanten Bergen Huayna Picchu im Norden und dem namensgebenden Machu Picchu im Süden. Namensgebend deshalb, weil der wirkliche Name der geheimnisvollen Ruinen-Stadt bis heute noch immer unbekannt ist.

Von der Stadt bietet sich ein eindrucksvoller Panoramablick über die Bergketten der Umgebung und das 600 Meter tief eingeschnittene Tal des Río Urubamba mit seinen Flusswindungen.

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Über einen schmalen Pfad an der Westflanke des Machu Picchu erreicht man nach einer halbstündigen Wanderung die alte Inka-Brücke. Im oberen Bereich Machu Picchus ist der Weg dorthin ausgeschildert. Der schmale Klettersteig windet sich stellenweise durch dichten Nebelwald und man bekommt so einen guten Einblick in die hiesige Flora. Stellenweise muss man seine Schwindelfreiheit unter Beweis stellen, wenn der schmale Pfad entlang einer Felsmauer führt und es auf der gegenüberliegenden Seite mehrere Hundert Meter senkrecht in die tiefe Schlucht des Río Urubamba runter geht.

Bildquelle: Lars Rexroth

Der Pfad endet an einem Holzverschlag kurz vor der Inka-Brücke. Der weitere Weg hinter der Brücke ist wegen Steinschlag nicht passierbar und gesperrt. Man kann sie aber von diesem Punkt recht gut erkennen. Die Inka hatten hier eine hohe senkrechte Felswand von unten mit einer künstlichen Steinmauer aufgefüllt und in der Mitte eine Lücke gelassen, die mit dicken Holz-Bohlen überbrückt war. Bei einer Bedrohung durch unliebsame „Gäste“ konnten die Bohlen eingeholt werden und der Zugang zu Machu Picchu war versperrt. Eine so einfache wie effektive Verteidigungsstrategie.

Zurück im oberen Bereich Machu Picchus, schaute ich mich in diesem Areal zunächst wieder etwas um. Es ist beeindruckend und faszinierend, wie sich alle paar Meter bzw. von Terrasse zu Terrasse die Perspektive auf die unterhalb gelegene alte Inka-Stadt ändert. Bei jedem Schritt ist man geneigt, ein Foto zu schießen.

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Als nächstes wollte ich noch eine Stück auf dem alten schmalen Inka-Pfad wandern, der noch immer Machu Picchu mit der alten Hauptstadt Cusco miteinander verbindet. Entlang der Ostflanke des Machu Picchu-Berges führt der Inka-Pfad mal gemächlich und mal sehr steil aber stetig bergan hinauf zum Sonnentor. Der Inka-Pfad ist nach wie vor in einem sehr guten Zustand und gut ausgebaut. Er besteht aus einem schmalen grob aber ordentlich gepflasterten Steinweg, der an steileren Stellen durch sorgfältig aufgeschichtete Steinstufen ergänzt wird.

Bildquelle: Lars Rexroth

Unterwegs hat man gelegentlich die Möglichkeit, tief unten im Tal den Ort Aguas Calientes zu sehen. Ansonsten ist das üppige Grün, die dichte Vegetation und das Bergpanorama natürlich großartig. Wendet man den Blick rückwärts, bietet sich von Zeit zu Zeit ein beeindruckender Fernblick auf Machu Picchu, das bei Fortschreiten der Wanderung immer kleiner wird, sodass man stellenweise ganz schön suchen muss, um es zu entdecken.

Das Sonnentor (auf Quechua: Intipunku; Inti = Sonne, Punku = Tor) befindet sich auf einem schmalen Bergrücken in ca. 2.750 Meter Höhe und somit rund 350 Meter oberhalb von Machu Picchu. Es gehört zur Befestigungsanlage und diente einst quasi als „Haupteingang“ und Kontrollposten für den Zugang zur heiligen Stätte. Der Ort ist dem Kult Intis – dem Sonnengott der Inka – gewidmet.

Bildquelle: Lars Rexroth

Besucher, die den Inka-Pfad beispielsweise aus Cusco kommend entlang wandern, bietet sich von diesem Punkt aus zum ersten mal die Gelegenheit, das gesamte Areal um und Machu Picchu selbst zu überblicken. Für den Aufstieg von Machu Picchu zum Sonnentor sollte man ca. eine Stunde Zeit einplanen. Der Rückweg bergab geht dementsprechend mit 30 bis 40 Minuten deutlich schneller. Die Mühe lohnt sich aber allemal, wenn man genug Zeit mitbringt.

Zurück in Machu Picchu ist es mittlerweile später Vormittag geworden. Das Wetter hat sich wie üblich um die Mittagszeit aufgeklart und der morgendliche Nebel weitestgehend aufgelöst. Endlich finde ich Zeit für das, was bislang warten musste. Die eigentliche Besichtigung der Ruinen von Machu Picchu.

Bildquelle: Lars Rexroth

Ich klettere langsam Terrasse für Terrasse und Stufe für Stufe hinab in Richtung des alten Stadttors und somit dem Haupteingangstor der heiligen Stätte. Ich bin immer wieder beeindruckt von der Präzision der aufgereihten Mauern. Riesige Felsen auf den millimetergenau so bearbeitet, dass die Steine ohne Fuge und Mörtel wie ein riesiges Puzzle ineinander und aneinander passen. Was für eine Baukunst.

Das Areal ist recht weitläufig und gliedert sich in verschieden Ebenen und je nach Nutzungsart in unterschiedliche „Stadtteile“ wie: Adelshäuser, Königsgrab, Sonnentempel, Hauptplatz, Königspalast, Gefängnisse, Friedhof, Haupttempel und vieles weitere mehr.

Bildquelle: Lars Rexroth

Man sollte sich Zeit lassen, all das auf sich wirken zu lassen und tatsächlich Raum für Raum und Gebäude für Gebäude zu erkunden.

Gegen 13:30 Uhr begebe ich mich mit etwas Wehmut in Richtung Ausgang. Immer wieder werfe ich den Blick zurück auf diesen geheimnisvollen und wunderschönen Ort. Es ist Zeit Abschied zu nehmen, um mit einem der nächsten Busse zurück nach Aguas Calientes zu fahren. Um 16:43 Uhr wird der Zug den Bahnhof zurück in Richtung Cusco verlassen. Ich wollte die Zeit nutzen, um im Ort noch etwas zu essen und außerdem musste ich ja nochmal zurück zum Hotel, um mein Gepäck abzuholen.

Bildquelle: Lars Rexroth

Die Stunden der Zugfahrt nutze ich um etwas zu entspannen und wenigstens im Ansatz die bislang an mir wie in einem Film vorüberziehenden Eindrücke zu verarbeiten. Am Abend zurück in Cusco und nach dem Check-in in meinem Hotel falle ich todmüde, zufrieden aber mit einer gewissen Erleichterung, das bis hierher auf meiner Perú-Reise alles wie nach Plan und völlig reibungslos lief, in mein Bett.

Siguiente Parada: Lago Titicaca + + Next Stop: Lake Titicaca + + Nächster Halt: Titicacasee

Es ist Dienstag, der 04. Oktober 2016. An diesem Tag – oh Wunder – klingelt der Wecker mal nicht in aller Herrgottsfrühe, denn mein Flieger geht erst um 11:00 Uhr. Ausgeruht kann ich so seit einigen Tagen mal wieder lange, ausgiebig und ganz in Ruhe frühstücken. Und ich freue mich auf die nächste Etappe: Den Titicacasee.

Nach dem nur einstündigen Flug von Cusco bin ich pünktlich um kurz vor 12:00 Uhr im Landeanflug auf den von Cusco nur 288 Kilometer entfernten Aeropuerto Inca Manco Cápac Internacional in Juliaca.

Schon aus dem Flugzeug, wenn man auf der rechten Seite sitzt,  kann man die Ausmaße und die ganze Größe des Sees erkennen. der Titicacasee ist das höchstgelegene kommerziell schiffbare Gewässer der Erde und größter See Südamerikas. Er liegt auf einer Höhe von 3.812 Meter über dem Meeresspiegel auf der Altiplano-Hochebene in den Anden, ist 178 Kilometer lang und bis 67,4 Kilometer breit und hat eine maximale Tiefe von 281 Meter.

Bildquelle: Lars Rexroth

In Juliaca befindet sich der nächstgelegene Flughafen auf der peruanischen Seite des Titicacasees. Mein Weg führt mich daher noch ca. 45 Kilometer weiter nach Puno, das direkt am Ufer des Sees liegt.

Den Nachmittag wollte ich gerne dazu nutzen, mir Puno anzuschauen sowie eine Bootsausflug auf den See zu unternehmen. Dazu hatte ich im Vorfeld Kontakt zum ortsansässigen Touranbieter ToursLakeTiticaca.com aufgenommen, ob das überhaupt möglich ist, wenn ich erst gegen Mittag in Juliaca lande. Die Antwort kam prompt und klang vielversprechend. German Nivardo, der Manager,  bot mir daraufhin an, mich mit dem Taxi im Juliaca vom Flughafen abzuholen, mich nach Puno zu meinem Hotel zu bringen, von dort am Nachmittag zum Hafen zu fahren sodass ich an der Bootstour teilnehmen konnte und mich im Anschluss wieder am Hotel abzusetzen. Alles aus einer Hand, individuelle zusammengestellt und mit $ 25 für das Gesamtpaket inklusive allen Transfers und der Bootstour auch noch sehr, sehr günstig. Alle Probleme auf einen Schlag gelöst.

Bildquelle: Lars Rexroth

Der Taxifahrer wartete bereits bei Ankunft in Juliaca auf mich. Nach dem wir noch ein junges Pärchen eingesammelt hatten, konnte es auch schon sofort los Richtung Puno gehen.

Unterwegs auf der kerzengeraden Fernverkehrsstraße Ruta Nacional PE-3S Richtung Puno, die über die staubtrockene steppenartige Altiplano-Hochebene führt, musste ich daran denken, dass ich erst gestern durch den Nebelwald um Machu Picchu gelaufen bin und mich heute schon am Ufer des Titicacasees befinde. Wow, was für ein Tempo und was für ein Kontrast.

Gegen 13:00 Uhr erreichten wir das Hotel in Puno und nach dem Check-in blieben mir noch ca. 1 ½ Stunden Zeit, mir die kleine Hafenstadt Puno mit seiner schönen Kathedrale Basilica Menor und der kleinen aber hübschen Fußgängerzone in der Straße Jiron Lima zwischen dem Plaza de Armas und dem Parque Pino anzuschauen.

Bildquelle: Lars Rexroth

Danach hat man in Puno aber auch so ziemlich alles von Interesse gesehen. Also zurück zum Hotel und auf den Transfer zum Hafen warten, der auch relativ pünktlich eintraf. Ab aufs Boot und schon ging es los.

Nach verlassen des Hafens bot sich ein toller Blick auf Puno, das sich in der Nachmittagssonne harmonisch an die Berghänge des Ufers schmiegt. Nach einer Weile hat man eine ungefähre Vorstellung von der Größe des Sees obwohl das von dieser Stelle sichtbare Gewässer nur die relativ kleine Bucht von Puno umfasst. Die Fläche des gesamten Sees beträgt 8.288 Quadratkilometern und ist somit fast 13 Mal so groß wie der Bodensee.

Bildquelle: Lars Rexroth

Wandert der Blick Richtung Osten, sind gewaltige Berge am anderen Ufer zu erkennen, die bereits zum benachbarten Bolivien gehören. Der Guide berichtete einige interessante Details über den See. Unter anderem dass der Name Titicaca entgegen der landläufigen Meinung nicht Titikaka sondern Titichacha (das <ch> wie in Ro<ch>en) ausgesprochen wird und dass 75% der Seefläche zum Staatsgebiet Perús und 25 % zu Bolivien gehören würde. Er machte ein Pause, zeigte Richtung Bolivien und schob empört hinterher: „Da drüben sagen sie, es wäre genau andersherum.“

Die gesamte nordwestliche Hälfte der Bucht von Puno ist mit Totora-Schilf bewachsen, durch dessen dichten Teppich nur einzelne schmale Kanäle als Schifffahrtswege führen.  Nach ungefähr 2 Kilometer durch den Schilf kündigen erste Wachposten und Hinweisschilder an, dass man sich quasi Privatbesitz nähert. Und dann liegen sie vor uns. Die schwimmenden Inseln der Uros.

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Noch nie was vom Volk der Uros gehört? Nein? Macht nichts – ich bis vor diesem Trip und den Recherchen dafür nämlich auch nicht. Die Uros sind eine ethnische Gruppe Indigener am Titicacasee. Das kleine Volk bestehend aus ca. 2.000 Menschen baut traditionell schwimmende Inseln aus getrocknetem Totora-Schilf, auf denen sie leben. Das Schilf wächst vor der Haustür am Titicacasee und hat durch Hohlräume im Inneren einen hohen Auftrieb im Wasser. Die Inseln bestehen aus verschiedenen, kreuzförmig aufeinander gelegten Schilf-Schichten, die insgesamt bis zu zwei Meter dick sind.

Die Idee der schwimmenden Inseln stammt aus einer Zeit, als die Uros sich von kriegerischen Inkas bedroht fühlten. Um sich vor Angriffen zu schützen oder zu verbergen, lösten sie die Verankerung, zogen sich mit ihren Schilfinseln auf den See zurück und konnten so von den Inkas nie unterworfen werden.

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Die einzigartige Lebensweise der Uros bedingt stetige Arbeit. So müssen die Schilfrohrbündel der Inseln alle sechs Monate ausgebessert werden, denn das Schilf fault im Laufe der Zeit langsam aber steig von unten weg. Geschieht das nicht, versinken die Inseln im See. Die Uros haben mittlerweile den Tourismus als Einnahmequelle entdeckt und erlauben heute Besuchern, einige der nachgiebig-schwankenden Inseln zu besuchen.

Nachdem wir einige der Inseln besucht hatten und ein wenig die traditionelle Lebensweise der Uros kennen lernen durften, fand der Tag einen krönenden Abschluss mit der Fahrt in den Sonnenuntergang zurück Richtung Puno. Ich habe dann in einem der vielen gemütlichen typischen peruanischen Restaurants im Zentrum noch zu Abend gegessen.

Mit dem Luxus-Zug „Andean Explorer“ von Puno nach Cusco

Schon lange träumte ich davon, einmal eine längere Zugfahrt auf einer Fernreise zu unternehmen. Die passende Gelegenheit bot sich schließlich in Perú. Gleichzeitig wollte ich unbedingt den Titicacasee sehen aber dort auch nicht zu viel Zeit „verplempern“.

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Schließlich habe ich eine recht komfortable Möglichkeit gefunden, beides miteinander zu verbinden. Ich hatte auf PeruRail.com festgestellt, dass die Züge in dem Reisezeitraum, der für mich in Frage kam, auf der Verbindung von Cusco nach Puno um ein Vielfaches teurer waren als auf der umgekehrten Strecke von Puno zurück nach Cusco. Gleichzeitig war ein Flugticket von Cusco nach Juliaca auf dem einzigen täglichen Nonstop-Flug mit ca. 115 € vergleichsweise günstig und natürlich vom zeitlichen Faktor im direkten Vergleich mit dem Bus oder dem Auto unschlagbar effektiv. Und so ließen sich beide Pläne, ein halber Tag in Puno und am Titicacasee sowie die Zugfahrt, tatsächlich umsetzen. Nicht ahnend, dass die Zugfahrt letztendlich eines der Highlights dieser Reisen werden sollte, da sie meine Erwartungen und Vorstellungen in jeder Hinsicht übertroffen hat.

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Am Mittwoch, 05. Oktober 2016 sollte es dann also los gehen. Mit dem Zug in 10 ½ Stunden von Puno zurück nach Cusco. Aber nicht einfach nur mit einem x-beliebigen Zug sondern mit der luxeriösen Andenbahn Andean Explorer„,  die einen Teilabschnitt der Peruanischen Südbahn (Ferrocarril del Sur) darstellt.

Die Strecke von Puno nach Cusco umfasst 380 Kilometer, die in gemächlichem Tempo zurückgelegt werden. Gekostet hat mich das Oneway-Ticket $ 176. Im Preis enthalten sind die Mitnahme von uneingeschränkt viel Gepäck, ein Drei-Gänge-Menü mit dem Besten, was die traditionelle peruanische Küche zu bieten hat, Getränke und am Nachmittag Tee und Gebäck.

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Die beiden Speisewagen sind dabei im mondänen Stil der Pullman-Züge der 1920er Jahre gehalten und im letzten Waggon befindet sich ein „Open-Air Observatory“, um einen ungetrübten Blick auf die atemberaubende Landschaft der Anden genießen zu können. In Anbetracht dessen, was einem auf dieser Zugfahrt geboten wird, ist der Preis  durchaus angemessen, denn manchmal ist ja auch der Weg das Ziel.

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Abfahrt war um 08:00 Uhr morgens vom im Zentrum von Puno gelegenen Bahnhof. Auch hier sollte man wieder eine Stunde vor dem Start am Bahnhof eingetroffenen sein. Es war ein herrlich sonniger morgen und im und vor dem Bahnhof war das geschäftige Treiben von Reisenden und Bahnangestellten bei Gepäckaufgabe und Ticketkontrolle zu beobachten.

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Bei der Ticketkontrolle bot man mir an, meinen Platz am einem Vierer-Tisch gegen einen noch freien Einzelplatz zu ändern. Ich nahm das Angebot gerne an. Nach dem Boarding war ich sofort vom geschmackvollen Interieur und Ambiente angetan. Bequeme freistehende Ohrensessel, noble Holzvertäfelung, die Tische eingedeckt mit strahlend weißen Tischdecken, frischen Orchideen, der Menükarte für den Tag und einer kleinen Leselampe für den Abend. Wow!

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Pünktlich verlassen wir den Bahnhof von Puno. Die Strecke führt hinaus aus der Stadt, um den Berg von Alto Puno herum und somit eine ganze Weile am Ufer des Titicacasees entlang. Im Rückblick hat man so noch ein letztes Mal einen Blick auf Puno bevor sie auf die Ruta Nacional PE-3S trifft, deren Verlauf die Bahnstrecke mehr oder weniger bis Cusco folgt.

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Die nächste und vorerst letzte größere Stadt mit ca. 220.000 Einwohnern ist Juliaca, wo ich bereits am Vortag mit dem Flugzeug gelandet war. Der Zug reduziert seine Geschwindigkeit auf Schritttempo, denn die Bahntrasse verläuft mitten durch das belebte Zentrum und plötzlich ist man mittendrin statt nur dabei. Vorbei an stark befahrenen Kreuzungen quält sich der Zug langsam mitten durch den örtlichen Markt. Die Überdachungen der Verkaufsstände und Shops reichen bis auf wenige Zentimeter bis an den Zug heran.

Die Szenerie, das Stadtbild und der chaotische Verkehr erinnern mich in diesem Augenblick an die indische Wüstenstadt Jaipur in Rajasthan.

Bildquelle: Lars Rexroth

Nachdem wir Juliaca hinter uns gelassen hatten, befinden wir uns in der Weite der Altiplano-Hochebene, die hier flach wie ein Pfannenboden scheint. Blauer Himmel und die Sonne brennt. Im Hintergrund das atemberaubende Bergpanorama der  Anden. Ich nutze die Zeit und begebe mich an das Ende des Zuges zum letzten Waggon – dem Open-Air Observatory.

Bildquelle: Lars Rexroth

Von hier bietet sich ein ungetrübter Blick auf die umgebende Landschaft. Im vorderen Bereich befindet sich eine kleine Bar, die gut besucht ist. Man unterhält sich und tauscht sich aus. Hier zeigt sich, dass das Publikum trotz des noblen Ambientes relativ normal geblieben ist.

Bildquelle: Lars Rexroth

Allmählich rücken die Berge der Anden näher und von der Waagerechten führt die Trasse nun stetig bergan. Der Zug findet seinen Weg in einem Tal hinauf in die Berge. Stellenweise hat er mit der Steigung ganz schön zu kämpfen und es geht nur gemächlich voran. Es bleibt so ausreichend Zeit, grasende Lamas zu beobachten oder mit stetiger Zunahme der Höhe die sich ändernde Vegetation und Landschaft zu verfolgen. Eine sehr entspannte Art zu Reisen.

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Allmählich wird der Tisch eingedeckt. Blütenweiße Stoffserviette, Weinglas, ein kleiner Brot-Teller und auf hochglanz poliertes Besteck. Es steht das Dreigänge-Menü an.

  • Vorspeise: Geräucherte Forelle auf einem Quinoa-Blini (kleiner Pfannkuchen) mit Sour Cream und einem frischen Gurkensalat mit Joghurt.
  • Hauptgang: Bœuf Bourguignon mit Gemüse, weißem Reis und Petersilie

oder alternativ

  • Hauptgang (vegetarisch): Frühlingsquinoto (Quinoto ist ein Synonym für Kumquats oder Zwerg- bzw. Bitterorange) mit Pilzen, sautiertem Spargel und einem Pesto aus Anden-Kräutern.
  • Dessert: „Chocolate Temptation“ mit Mandel-Haselnuß Praliné und Erdbeer-Sauce.

Dazu wurden frisches Brot und Brötchen mit Butter und Chili gereicht. Als Getränke standen Weiß- oder Rotwein zur Wahl. Wasser wurde permanent nachgeschenkt. Ich hatte mich für das Bœuf Bourguignon und den Rotwein entschieden. Sowohl das Essen und der Wein als auch der Service genügten höchsten Ansprüchen.

Bildquelle: Lars Rexroth

Wir nähern uns allmählich dem einzigen Stopp auf dieser Zugfahrt.  Es ist der kleine abgelegene Bahnhof „La Raya“ auf dem gleichnamigen Anden-Pass, der zugleich mit 4.319 Metern der höchste Punkt der gesamten Bahnstrecke darstellt. Der Pass ist gleichzeitig eine Wasserscheide. Hier entscheidet sich, ob das Wasser eines Regentropfens seinen Weg in den Atlantischen oder Pazifischen Ozean findet. Genau hier verläuft auch die Grenze der peruanischen Regionen Puno und Cusco.

Bildquelle: Lars Rexroth

Der Zug hält für a. 15 bis 20 Minuten. Hier oben gibt es außer den schneebedeckten Bergen, kargem Gras, eine Kapelle und natürlich einem kleinen Souvenir-Markt nicht viel. In dieser Höhe ist jeder Schritt durch das hohe Gras unglaublich anstrengend. Man wird schlicht ausgebremst. Nach hastigem Umhergelaufe ist mir irgendwie nicht. Und so spaziere ich langsam ein bisschen in der Umgebung um her und nehme ein paar Schnappschüsse auf.

Bildquelle: Lars Rexroth

Es geht weiter und ab sofort geht es wieder bergab. Wir durchfahren das fruchtbare Tal des Río Urubamba. Es wird allmählich grüner und man durchfährt gelegentlich größere und kleinere Siedlungen. Unterwegs kann man immer wieder kleinere Aufstauungen des Flusses beobachten, die dazu dienen, Wasser in kleinen Kanälen zur Bewässerung der Felder abzuzweigen.

Bildquelle: Lars Rexroth

Die Ortschaften werden größer und im Open-Air Observatory des Zuges taucht man gelegentlich in die Idylle der Ortschafte ein. Begleitet von winkenden, fröhlichen Kindern sieht man Unterwegs auch viel Elend und Armut, was in mir in diesem Luxuszug zwiespältige Gefühle hervorruft.

Bildquelle: Lars Rexroth

Aber der Tourismus tut dem Land gut und man muss auch lobend sagen, dass sie das mit dem Tourismus auch wirklich gut können. Das Land ist dank und nicht zuletzt auch wegen des Tourismus auf einem guten Weg.

Bildquelle: Lars Rexroth

Allmählich dämmert es und der nachmittägliche Tee wird vorbereitet. Es wird gemütlich, wenn die kleinen Tischlampen eingeschaltet werden. Serviert werden kleine herzhafte Sandwiches und süße Leckerbissen aus Schokolade und Vanille. Dazu gibt es wahlweise Tee oder Kaffee.

Bildquelle: Lars Rexroth

In völliger Dunkelheit erreichen wir mit halbstündiger Verspätung den Bahnhof Estación Wanchaq in Cusco. Dritter und letzter Check-in in meinem Hotel Tierra Viva Cusco Centro – diesmal jedoch zum Abschluss der Reise für zwei Nächte.

Zum Abschluss ein ganzer Tag in Cusco

Es ist Donnerstag, der 06. Oktober 2016. Zum Abschluss dieser Reise freue ich mich nun auf 1 ½ Tage in Cusco. Ich starte ausgeschlafen in den Tag mit einem langen ausgiebigen Frühstück. Heute stehen eine Besichtigung der Kathedrale sowie des Sonnentempels an. Des weiteren möchte ich die etwas außerhalb der Stadt gelegene Ruine der Inka-Festung Sacsayhuamán sowie die geheimnisvolle Kultstätte Q'inqu besuchen.

Bildquelle: Lars Rexroth

Los geht es an diesem sonnigen Tag mit einem Spaziergang zum zentralen Plaza de Armas inmitten des historischen Stadtkerns. Die Stadt besticht durch einen interessanten Mix aus alten Inka-Mauern und spanischen Kolonialbauten. Ich begebe mich in Richtung der Kathedrale, deren Eingang sich auf der linken Seite befindet. Zum ersten Mal werde ich beim Betreten eines Sakralbaues zur Kasse gebeten, denn man verlangt Eintritt, um das Innere der prächtigen Kirche besichtigen zu können. Immerhin ist sie ein Weltkulturerbe der UNESCO.

26 Jahre nachdem die Spanier in Cusco eingefallen sind, war im Jahre 1559 die Grundsteinlegung für das größte christliche Gotteshaus der Stadt. Dazu wurde der Palast des 8. Inka Viracocha abgerissen und auf dessen Grundmauern die Kirche errichtet.

Die damalige zum Großteil noch indigene Bevölkerung Cuscos wurde zur Unterstützung beim Bau verpflichtet. Das führte letztendlich auch dazu, dass sich die ein oder anderen Spuren der Inka-Kultur in dem Gebäude verewigt haben. So werden die Holztore von einem Jaguar-Kopf geziert, der im Glauben der Inka die Erde symbolisiert.

Und auch im Inneren der Kathedrale findet man solche Spuren, bei denen bekannte Motive an regionalen Gegebenheiten angepasst wurden. So werden beispielsweise im Gemälde des „Letzten Abendmahls“ von Marco Zapata das peruanische Nationalgericht „Cuy“ (Meerschweinchen) und „Chicha“ (traditionelles Bier der Inkas aus Mais) aufgetischt.

Die Fertigstellung der Kathedrale Santo Domingo erfolgte im Jahr 1654, fast ein Jahrhundert nach Baubeginn. Fotoaufnahmen des Innenraumes sind leider nicht gestattet.

Bildquelle: Lars Rexroth

Folgt man vom Plaza der Armas der Jardín Sagrado. Oberhalb des Gartens erhebt sich Coricancha – oder besser das, was von ihm übrig ist. Coricancha, der Sonnentempel, war einst der wichtigste Tempel des gesamten Inkareiches.

Der Name „Coricancha“ bedeutet goldener Hof und dementsprechend waren Boden und Wände des Tempels ursprünglich mit 700 soliden Goldplatten bedeckt. Das Tempelinnere verfügte noch über andere Schätze wie jene goldene Scheibe, die die Sonne repräsentierte und darüber hinaus eine Darstellung der gesamten inkaischen Götterwelt. Die massivgoldene Sonnenscheibe in Gestalt eines Menschen war vor einer mit smaragd-  und türkisfarbenen reich geschmückten Wand so aufgestellt, dass die aufgehende Sonne vom Metall und den Edelsteinen reflektiert wurde und so ein blendend goldenes Licht reflektierten.

Bildquelle: Lars Rexroth

Die spanischen Konquistadoren zerstörten Teile des Tempels bereits in den ersten Jahren der Eroberung. Die Schätze des Tempels und das Edelmetall wurden geraubt, eingeschmolzen und nach Europa verschifft.

Nach einem schweren Erdbeben 1650 wurden die Ruinen des Tempels weitgehend durch den Bau des Convento de Santo Domingo, einem Dominikanerkloster, überbaut. Lediglich vier Räume des ursprünglichen Sonnentempel sollten weiterhin vom Kloster genutzt werden. Ein weiteres schweres Erdbeben 1950 beschädigte die Kirche und legte längst vernichtet geglaubte Mauerreste des Tempels wieder frei. Das Kloster ist bis heute erhalten.

Bildquelle: Lars Rexroth

Auf dem Foto oben könnt Ihr gut die alten, deutlich dunkleren abgerundeten Mauerreste des alten Inka-Tempels erkennen, die als Fundament für die Kirche dienen.

Mittags hatte ich mich mit Oliver verabredet, den ich am vergangenen Samstag kennengelernt hatte. Wir trafen uns auf dem Plaza de Armas.

Ich wollte gerne noch etwas von der Umgebung Cuscos sehen – sprich Sacsayhuamán. Oliver kannte das zwar schon, fand es aber so faszinierend, dass er mich gerne nochmal begleiten wollte.

Am frühen Nachmittag fahren wir also mit dem Bus zur Ruine der Inka-Festung Sacsayhuamán. Die imposante Festungs- und Tempelanlage liegt auf einem Hügel etwa drei Kilometer oberhalb des Stadtzentrums von Cuscos.

Bildquelle: Lars Rexroth

Aber zunächst besteigen wir den benachbarten 3.600 Meter hohen Berg Pukamuqu mit seiner strahlend weißen Jesus-Statue, die dementsprechend und passender Weise auch Cristo Blanco heißt. Von hieraus bietet sich ein grandiosen Blick auf die Stadt und das sie umgebende Anden-Panorama.

Ein schmaler steiler Pfad verbindet den Aussichtspunkt beim Cristo Blanco mit der Inka-Festung Sacsayhuamán.

Bildquelle: Lars Rexroth

Sacsayhuamán ist eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten aus der Inkazeit. Das riesige Areal führt bis heute die brillante Baukunst der Bauherren vor Augen. Genau wie in Machu Picchu kann man hier die riesigen, fugenlos ineinandergefügten Kalksteinblöcke, die ganz ohne Zement oder Mörtel halten, bewundern. Einige der Steinblöcke  sind über 3 Meter hoch und wiegen über 91 Tonnen. Der größte Steinblock ist 9 Meter hoch, 5 Meter breit, 4 Meter dick und wiegt über 200 Tonnen. Zum Bau der Mauer wurden die riesigen Steine eigens von den 20 Kilometer entfernten Steinbrüchen heran transportiert.

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Während der Blütezeit umfasste Sacsayhuamán drei Steintürme und Gebäude mit Platz für bis zu 5.000 Soldaten. Die Anlage sollte als Repräsentationsort dienen und als militärische Befestigung den am meisten gefährdeten Zugang zur Stadt schützen. Während der spanischen Eroberung wurde die Anlage teilweise zerstört, die Bausubstanz wurde seitdem durch Erdbeben weiter beschädigt.

Bildquelle: Lars Rexroth

Mittlerweile ist es bereits wieder später Nachmittag und wir besuchen auf dem Rückweg in die Stadt noch das ganz in der Nähe gelegene Q'inqu. Die geheimnisvolle Kultstätte Q'inqu fasziniert mit seiner mysteriösen Aura noch heute.

Die Anlage besteht aus einen riesigen, zerklüfteten Kalkstein, der durch enge Kanäle, Spalten, Nieschen, Fenster, und Stufen durchlöchert ist, wie ein schweizer Käse. Die bizarren Steinblöcke wurden für sichtbare Fortsetzungen der Elemente aus dem Erdinneren gehalten und galten in der Inka-Mythologie als Eingang zur Unterwelt.

Bildquelle: Lars Rexroth

Man hat Mühe, sich in diesem Labyrinth über mehrere Ebenen zu orientieren. Teilweise muss man stark geduckt hindurch kriechen und die Gänge sind so eng, dass es nur in eine Richtung vorangeht. Neben der natürlichen Erscheinung des Felsen, sind auch die von Menschenhand geschaffenen Strukturen wie Nischen, Stufen und Durchbrüche gut zu erkennen. Glatt geschliffene Wände und bizarr geformte Steinblöcke zeugen von den uralten Riten der Inka. Viele der Felsblöcke wurden eigens behauen, um die Jahreszeiten zu bestimmen und kosmische Phänomene zu studieren.

Das eigentliche Herzstück der Inka-Stätte ist eine Spalte, die in das Innere des Felsens führt. Der Eingang wird von nahezu senkrechten Wänden begrenzt und ist durch Felsbrocken halb verborgen. Innerhalb der Höhle befand sich die Wirkungsstätte der Inka-Priester, wo sie ihre geheimnisvollen Riten im Verborgenen vollzogen. Der eindrucksvolle, direkt aus dem Fels gehauene Altar ist heute noch zu sehen. Hier wurden vermutlich Opfer dar gebracht und Tote für den Mumienkult der Inka einbalsamiert.

Bildquelle: Lars Rexroth

Die Anlage verfügt über einen halbrunden Platz, der von einer niedrigen Mauer mit einer Reihe von Nischen abgegrenzt wird. Im Zentrum befindet sich der „Wanka“, ein schlanker Stein (Monolith), der wie eine Statue inmitten einer Kapelle steht.

Das Wort Q'inqu kommt aus dem Quechua und bedeutet „gewunden“ oder „Zick-Zack“. Und so findet man hier auch eine schlangenförmige in den Fels gehauene Rinne als eine Art Brunnen, die eine Kaulquappe darstellen sollte und vermutlich bei religiösen Ritualen für Trank- und Blutopfer verwendet wurde. Denn dass in Q'inqu auch Menschenopfer dar gebracht wurden, kann nicht ausgeschlossen werden.

Bildquelle: Lars Rexroth

Es wird dunkel und wir nehmen ein Taxi zurück in die Stadt.

Nach so viel Rumgelaufe haben wir nun auch richtig Appetit. Wir wollen den Abend in Cusco ausklingen lassen. Oliver empfahl ein gutes typisch peruanisches Restaurant. Das „Los Tomines“ (Calle Triunfo 384) unweit des Plaza de Armas. Oliver meinte, wir könnten uns in einem Supermarkt eine gute Flasche Rotwein besorgen, die wir mit in das Restaurant nehmen und dort trinken könnten. Was hier in Deutschland undenkbar ist, ist in Perú offensichtlich möglich und spart auch noch bares Geld, denn Wein ist in Restaurants unverhältnismäßig teuer. Ich wäre weder auf die Idee gekommen noch hätte ich mich das getraut. Aber Oliver hat das souverän und unkompliziert gelöst.

Im Restaurant bleibe ich in der Menü-Karte bei den peruanischen Spezialitäten hängen. Ja, ich wage mich auch gerne mal an etwas exotische einheimische Küche heran. Wenngleich mich gegrilltes Meerschweinchen („Cuy“) tatsächlich sehr viel Überwindung kosten würde. Denn wie wahrscheinlich  die meisten habe auch ich unweigerlich die Bilder der niedlich-kleinen wuscheligen Vierbeiner vor mir. Jetzt haben die zum Essen bestimmten Kollegen der bei uns bekannten Hausmeerschweinchen aus den Kinderzimmern recht wenig miteinander zu tun, denn Cuys sind Riesenmeerschweinchen. Sie sind somit wesentlich größer und werden in den Hinterhöfen und Ställen der Häuser wie bei uns Kaninchen oder Hasen gehalten. Nach zwei Gläsern des mitgebrachten Rotweins komme ich zum Ergebnis, das es rein rational betrachtet eigentlich keinen Unterschied macht, ob man einen Kaninchenbraten isst, die ja auch als Haustiere gehalten werden, oder ein Meerschweinchen.

Wenn da nur die Bilder im Kopf nicht wären… noch ein Schluck Wein. Die Kellnerin kommt. Was soll's – Ich möchte es unbedingt mal probieren und so bestelle ich mir ein gegrilltes Meerschweinchen mit Andenkräutern, Kartoffeln und Salatbeilage – aber ohne Kopf. Denn eigentlich werden Cuys im Ganzen mit allem drum und dran serviert. Oliver hat sich für Alpaca mit einer Beerensauce (ähnlich unseren Preiselbeeren) entschieden, was uns so die Gelegenheit gibt, beides zu probieren.

Bildquelle: Lars Rexroth

Und wie schmeckt's? Nun ja, erstmal sind die Tiere offensichtlich sehr mager. Wirklich viel Fleisch ist nicht dran. Cuy besteht größtenteils aus Knochen. Die Haut ist sehr zäh und lederartig. Geschmacklich überzeugt es allerdings mit einer Mischung aus Hühnchen und Kaninchen und ist somit recht mild. Kurzum – man kann es tatsächlich gut essen und es schmeckt. Wer sich also traut, sollte es bei Gelegenheit mal ausprobieren. Alpaca ist übrigens auch recht lecker aber es hat einen deutlich strengeren „Wildcharakter“.

Der Abend ist noch früh und wir beschließen, den Abend noch mit einem Absacker ausklingen zu lassen. Wir kehren in der Bar „Norton Rat's Tavern“ () ein. Die Bar befindet sich im 1. Stock und bietet zum Plaza de Armas ausgerichtete Sitzgelegenheiten auf dem schmalen Balkon. Eine großartige Location, von der aus man den gesamten Platz im Blick hat. Drinnen läuft Fußball. Es spielten Argentinien gegen Perú um die WM Qualifikation 2018 (Endergebnis 2:2). Die Bar ist voll, das Publikum multikulturell, die Stimmung ausgelassen und der „Pisco Sour“ – ein typischer, äußerst erfrischender Cocktail aus Traubenschnaps in Perú und Chile – schmeckt köstlich. Ein wundervoller letzter Abend zum Abschluss dieser Reise.

Letzter Tag: Abreise

Freitag, 07. Oktober 2016, Abreisetag. Mein Flieger nach Lima und von dort aus weiter nach London geht erst nach 16:00 Uhr und so bleiben mir noch einige Stunden Zeit in Cusco.

Nach dem Frühstück nutze ich die Zeit und schlendere einfach nur ein bisschen durch die Altstadt. Nun kann ich endlich auch mal in Ruhe durch kleinen Lädchen und Geschäfte streifen und kaufe für mich und meine Lieben zu Hause noch ein paar Souvenirs. Und so langsam heißt es Abschied nehmen.

Bildquelle: Lars Rexroth

Vom Hotel fahre ich mit dem Taxi zum Flughafen. Mit Verwunderung erfahre ich beim Check-in des Gepäcks, dass selbiges in Lima nicht zu meinem Anschlussflug mit British Airways duchgecheckt wird. Nun ja, ich habe ja gut zwei Stunden Zeit. Das sollte auch so reichen. Der Flughafen in Lima ist ja sehr übersichtlich.

In der Abendsonne heben wir ab. Wehmut macht sich breit. Wie schnell doch zehn Tage vergehen. Ein letzter Blick auf Cusco und die Anden.

Bildquelle: Lars Rexroth

In der Dämmerung landen wir im bekannt dunstigen Lima und ich begebe mich zur Gepäckausgabe. Ich werde langsam nervös, schaue immer wieder zur Uhr, denn es dauert eine halbe Ewigkeit, bis der Koffer endlich kommt. Ich muss ja schließlich mein Gepäck noch einchecken.

Bildquelle: Lars Rexroth

Die Schlange am Check-in-Schalter von British Airways war beachtlich.

Das  letzte Segment meiner Flugbuchung von London-Gatwick zurück zum Ausgangspunkt Amsterdam wollte ich nicht antreten, weil ich bei der planmäßigen Landung in Amsterdam um 21:25 Uhr am selben Tag nicht mehr nach Hause gekommen wäre. Alternativ hatte ich mir einen Flug von London-Heathrow direkt zurück nach Hannover gebucht. Für den Flughafenwechsel von Gatwick nach Heathrow hatte ich mir einen Bus bei NationalExpress.com gesichert.

Endlich bin ich an der Reihe. Ich bitte also die Dame am Check-in, mein Gepäck nur bis London einzuchecken. Die erste Reaktion war, dass das wegen Richtlinien der Airline nicht möglich sei. Oh shit. Ich erkläre, dass ich mich während meines planmäßigen knapp fünfstündigen Aufenthalts in London gerne etwas frisch machen würde und außerdem Medikamente aus meinem Koffer benötigen würde. Sie tut sich sichtlich schwer. Ich muss nachdrücklich zusichern, den letzten Flug nach Amsterdam auch wirklich anzutreten. Dann druckt sie endlich nach langem hin und her den Baggage Tag mit der „final destination“ LGW aus. Perfekt! Die eleganteste Lösung für das Problem.

Alternativ hätte ich in London auschecken und mir meinen Koffer aushändigen lassen müssen. Das wäre natürlich auch gegangen, denn schließlich kann einen ja niemand zwingen, ein Flugzeug zu besteigen und Gepäck wird in der Regel ohnehin nicht transportiert, wenn der dazugehörende Fluggast nicht an Bord ist.

Die Höhenkrankheit – und was dagegen hilft

Weite, touristisch interessante Teile Perus liegen in verhältnismäßig großer Höhe: Beispielsweise Machu Picchu in 2.430 Meter, Cusco in 3.416 Meter und der Titicacasee in 3.812 Meter über dem Meeresspiegel. Zum Vergleich dazu: Deutschlands höchster Berg die Zugspitze misst 2.962 Meter. Auch wenn ein durchschnittlich konditionierter Organismus diese Höhen noch relativ gut kompensieren kann, erfordert es doch eine gewisse Vorbereitung und Hintergrundwissen, um besser mit den körperlichen Beschwerden umzugehen. Aber was versteht man eigentlich unter „dünner Luft“, wie äußert sich die Höhenkrankheit, was geschieht im Körper in großer Höhe und was hilft gegen die Symptome?

Bildquelle: Lars Rexroth

Ich selbst bin von Lima auf Meeresnoveau direkt mit einem Inlandsflug nach Cusco in 3.416 Meter Höhe geflogen. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich hätte nichts von der Höhe gemerkt. Aber es hat mich Gott sei dank auch nicht so stark getroffen, dass es mich auf meiner Reise nennenswert eingeschränkt hätte. Ich hatte nur leichte Symptome wie Kopfschmerzen, Kurzatmigkeit, Herzrasen, Ohrensausen und Schwindel am ersten Tag in Cusco und dann nochmal in Puno am Titicacasee in 3.812 Meter sowie natürlich auf dem „La Raya“-Pass in 4.314 Meter Höhe auf der Zugafhrt von Puno zurück nach Cusco.

Ich bin zwar kein Mediziner- aber auf Basis meiner eigenen Erfahrungen möchte ich nachstehend gerne ein paar Antworten auf die wichtigsten Fragen geben und meine persönlichen Erfahrungen zum Thema Höhenkrankheit teilen.

Die „Luft ist dünn“ – Was heißt das?

In Höhen, in den wir uns alltäglich bewegen machen wir uns relativ wenig Gedanken um Atmung und die Luft, die uns umgibt. Das liegt zum einen daran, das unsere Atmung – also der rhythmische Wechsel von Ein- und Ausatmung – unbewusst vom Atemzentrum im verlängerten Mark (einem Teil des Hirnstammes) geregelt wird und zum anderen, dass Luft in der Regel unbegrenzt vorhanden scheint und das in der Zusammensetzung, wie sie unser Organismus benötigt.

Aber Luft ist nicht „Nichts“. Sie hat ein Volumen und ein Gewicht und genau wie andere Stoffe lässt sie sich unter Druck komprimieren – also verdichten. Unsere Atemluft ist ein Gasgemisch aus Stickstoff (ca. 78%), Sauerstoff (ca. 20%) und vielen kleineren Bestandteilen wie z. B. Kohlendioxid. Dabei bleibt das Verhältnis von Stickstoff und Sauerstoff in der Luft unabhängig von der Höhe immer gleich.

Der Unterschied zwischen Meeresniveau und 4.500 Metern Höhe ist lediglich der Druck, d. h. das Gewicht der Luft bzw. die absolute Anzahl an Molekülen. In der Höhe ist die Luft also weniger komprimiert und somit enthält sie weniger Sauerstoffteilchen pro Volumen (der absolute Sauerstoffgehalt nimmt ab) und in jedem Atemzug ist folglich weniger Sauerstoff enthalten.

Kann man die Höhenkrankheit vermeiden?

Jeder Körper reagiert anders auf die Höhe. Der eine merkt (fast) nichts und der andere erkrankt ernsthaft. Wie sich das bei jedem einzelnen genau äußert, hängt natürlich auch von der konkreten Höhe ab und lässt sich kaum vorhersagen.

Es gibt jedoch eine sehr sichere Methode, wie man das Risiko und die Sympthome der Höhenkrankheit mindern kann: Der stufenweise Aufstieg, der für Aktivitäten in  2.500 Meter oder Höher angeraten wird. Der stufenweise Aufstieg bietet dabei dem Körper die Möglichkeit sich schrittweise an die Höhe zu gewöhnen – sprich sich zu akklimatisieren. Dazu sollte man ab ca. 2.500, wo man zunächst 2 bis 3 Nächte schlafen sollte, täglich nicht mehr 300 Meter bis 500 Meter. aufsteigen. Dabei kann durchaus auch zwischenzeitlich höher aufgestiegen werden denn entscheidend ist die Höhe des Schlafplatzes.

Symptome der Höhenkrankheit – Was passiert im Körper?

Der Körper als Organismus ist nicht wehrlos den veränderten Bedingungen in großer Höhe ausgesetzt. Nach fünf bis sieben Tagen in der Höhe beginnt der Körper sich mittels der sogenannten Akklimatisation auf die veränderten Bedingungen einzustellen. In erster Linie wird dadurch die Effizienz des Sauerstofftransports verbessert. Durch den verminderten Sauerstoffgehalt produziert die Niere das Hormon Erythropoietin (abgekürzt EPO), das die Produktion der Erythrozyten (rote Blutkörperchen) anregt. Die Erythrozytenanzahl nimmt zu und es kann insgesamt mehr Sauerstoff aufgenommen werden. Die dadurch größere Zelldichte im Blut macht das Blut dickflüssiger, was ein erhötes Thromboserisiko mit sich bringt. Daher sollte man unbedingt darauf achten genügend – zumindest nicht weniger als sonst – Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Das betone ich deshalb, weil zu den allgemeinen Symptomen einer schwachen Höhenkrankheit auch ein vermindertes Appetit- und Durstempfinden gehören kann. Auf den Genuss von Alkohol sollte zunächst verzichtet werden.

Eine weitere Anpassungsreaktion ist eine erhöhte Atemfrequenz (med.: Hyperventilation), um dem erhöhten Sauerstoffbedarf gerecht zu werden. Dadurch gelangt mehr Sauerstoff ins Blut. Gleichzeitig wird mehr Kohlendioxid abgeatmet, was zu einer Veränderung des Säure-Basen-Haushalts im Körpers führen kann. Das Herz muss schneller schlagen, um das geförderte Blutvolumen zu erhöhen und um dem Gewebe mehr Sauerstoff zuzuführen.

Die möglichen Symptome, die der Höhenkrankheit zugeordnet werden können sind sehr vielseitig. Sie können grob in milde Symptome und Beschwerden im weiteren Krankheitsverlaufs eingeteilt werden:

Milde Symptome der Höhenkrankheit:

Beschwerden im weiteren Verlauf der Erkrankung:

Kopfschmerzen Schwere, dauerhafte Kopfschmerzen
Reizbarkeit, zunehmende Kritiklosigkeit Schwere Übelkeit und Erbrechen
Vernunftwidriges Verhalten Starker Leistungsabfall
Übelkeit Bewusstseinsstörungen
Wasserödeme unter der Haut Völlige Antriebslosigkeit
Beschleunigter Herzschlag Atemnot und Herzrasen, auch in Ruhe
Allgemeines Unwohlsein Nächtliche Schlaflosigkeit
Sehstörungen Trockener, teilweise starker Husten
Leistungsabfall, Schwäche Schwindelgefühle mit Gangunsicherheit
Dunkler Urin mit einer Ausscheidung von weniger als 500 Milliliter pro Tag

Bei leichten bis mäßigen Symptomen sollte einen Tag pausiert werden. Die Kopfschmerzen sollten mit einem nichtsteroidalen Antiphlogistikum, z. B. Ibuprofen, behandelt werden.

Ich persönlich habe sehr gute Erfahrungen mit Ibuprofen 400 mg gemacht. Morgens nach dem Frühstück eingenommen, unterdrückt es die unterschwelligen Kopfschmerzen. Des Weiteren bekämpft es die allgemeine Schlappheit und das Unwohlsein und man fühlt sich generell frischer. Aber auch wenn es einem dadurch besser geht, sollte man bedenken, dass das Medikament nur die Symptome unterdrückt. Schonung und behutsame Anstrengung sind also trotzdem angezeigt. Lässt die Wirkung nach, kann am Nachmittag eine weitere Tablette eingenommen werden.

Die tatsächliche Wirkung von Cocablätter-Tee, der traditionell schon bei den Inkas zur Bekämpfung der Höhenkrankheit eingesetzt wurde, ist nicht erwiesen. Schaden wird es aber wohl nicht und der Tee schmeckt obendrein auch noch recht gut. Er hat eine aufputschende Wirkung von daher sollte er aus meiner Erfahrung am Nachmittag und Abend nicht getrunken werden, da man sonst nicht in den Schlaf findet.

 

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2 Kommentare

    • Michael auf 25. April 2017 bei 23:15

    Toller und sehr schönes Bericht!! Würde ich genauso machen! Hattest jemals das Gefühl, dass die Zeit etwas länger hätte sein können, damit du noch das ein oder andere noch anschauen hättest können?

    • Lars auf 26. April 2017 bei 18:08
      Autor

    Danke, Michael.

    Das Gefühl, dass eine Reise zu kurz ist, kenn ich nur zu gut. Meine Reisen sind generell immer zu kurz. Aber das mit der Reisedauer ist halt immer so eine Gratwanderung zwischen dem Entdeckerdrang einerseits und den finanziellen Möglichkeiten und den zur Verfügung stehenden Urlaubstagen pro Jahr, andererseits. Dazu muss ja das Ganze auch realistisch bleiben und im jeweiligen Reiseziel wenigsten ansatzweise angemessen Zeit zur Verfügung stehen. Wenn ich es bequem haben und viel (aber nichts so richtig) sehen möchte, muss ich eine Kreuzfahrt machen. Acht Stunden Aufenthalt werden Reisezielen wie Rom, Istanbul oder Athen aber nun mal nicht im Ansatz gerecht. Aber das ist ja auch alles Geschmackssache.

    Dazu kommt, dass ich bei diesem Trip ja nicht lange überlegen konnte. Es handelte sich ja um einen Error Fare und man kennt ja die „Halbwertzeit“ solcher Deals, wenn sie erstmal durch die großen Blogs tingeln. Da konnte ich also nicht lange überlegen zumal die Flüge nur an sehr wenigen Reisetagen verfügbar waren.

    Ich wäre gerne auch noch nach Arequipa und Iquitos im Amazonasbecken gereist. Aber das war einfach nicht machbar. Peru ist immerhin flächenmäßig 3,6 Mal größer als Deutschland und so würden wahrscheinlich auch vier Wochen nicht ausreichen. Auch wenn es bei zehn Tagen so natürlich meistens sehr lange Tage waren, fand ich es äußerst angenehm, abwechslungsreich aber trotzdem stressfrei.

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