Frühling in SANTIAGO DE CHILE: Ein Reisebericht mit Tipps, Tricks und Empfehlungen

Bildquelle: Lars Rexroth

Santiago im Frühling: überraschend erfrischend – und irgendwie heiß

X-Mas-Shopping in New York? War mir zu kalt, zu teuer und zu „Mainstream“.

Fürs gleiche Geld kommt man auch doppelt so weit und kann dabei auch noch sommerliche Temperaturen genießen. Und so war ich vom 24. November 2016 bis 1. Dezember 2016 in Zentral-Chile in und um Santiago unterwegs.

Von Santiago und der Umgebung war ich insgesamt extrem positiv überrascht denn die Stadt zeigt sich erstaunlich jung, modern und aufgeschlossen. Alleine das beeindruckende Panorama mit den schneebedeckten Anden im Hintergrund und die Nähe zum Pazifik bieten ein hohes Maß an Lebensqualität.

Der Kontrast aus historischem Zentrum rund um den Plaza de Armas und den ultramodernen Hochhäusern um das Costanera Center mit seinen Shopping-Malls geben der 8 Millionen-Metropole (Región Metropolitana) einen ganz besonderen Charme. Parks und Grünanlagen gibt es reichlich und sind sehr gepflegt. Nette Cafés, Restaurants und Bars laden Besucher zum Verweilen ein.

Wir berichten regelmäßig über günstige Flugangebote nach Südamerika. Grund genug, meine Erfahrungen einmal zusammenzufassen:

Flug mit Lufthansa und LATAM Airlines für 403,85 €

Ich persönlich buche Flüge fast ausschließlich, wenn der Preis stimmt, die Reisezeit möglichst optimal ist, die Flugzeiten akzeptabel sind und die angebotene Destination mich interessiert. Also frei nach dem Motto „Man muss die Feste feiern, wie sie fallen“. Eher zweitrangig sind für mich dabei die durchführenden Airlines und die Möglichkeit effizient Meilen zu sammeln – wobei ich natürlich schon darauf achte, das Optimum dabei rauszuholen. Das wird bei dem ein oder anderen Meilensammler sicher auf absolutes Unverständnis stoßen aber für mich ist das Fliegen nun mal nicht mehr und nicht weniger als ein Transportmittel. Quasi nur Mittel zum Zweck, um von A nach B zu kommen.

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Und so konnte ich mir auf Basis des Travel Cheaper Secret Deals unter SÜDAMERIKA-Kracher mit Lufthansa und LATAM Airlines: Günstige Flüge von Deutschland zur besten Reisezeit nach SANTIAGO DE CHILE ab 422€ (hin und zurück) dank OTA-Rabatten und Gutschein einen Hin- und Rückflug nach Santiago für 403,85 € sichern. Die Flüge führten mich mit Lufthansa-Zubringern von meinem Heimatflughafen Hannover nach Frankfurt und von dort weiter mit LATAM Airlines auf den Langstrecken via São Paulo nach Santiago.

Ein Spitzenpreis ohne zusätzliche Kosten auf Fuel Dump-Basis und für eine optimale Reisezeit. Zum Vergleich: das normale Preisniveau für Flüge nach Santiago beläuft sich auf 600€ und aufwärts.

Leider war ich am Abflugtag am 24. November 2016 vom Lufthansa-Streik betroffen und mein Flug nach Frankfurt wurde gecancelt.  Bei der Hotline war natürlich kein durchkommen. Meinen Flug konnte ich auch nicht, wie auf der Lufthansa-Seite beschrieben, online auf die Bahn umbuchen und so musste ich am Vortag extra zum Flughafen fahren, um das vor Ort zu regeln. Das hat auch erstaunlich zügig funktioniert. Ich bekam ersatzweise und kostenlos ein Bahnticket in der 1. Klasse.

Von der Economy-Class von LATAM Airlines auf Langstrecke habe ich einen sehr positiven Eindruck, was auch letztendlich dem vergleichsweise üppigen Sitzabstand und der Beinfreiheit zu verdanken war.

In äußerst positiver Erinnerung habe ich LATAM Airlines dahingehend, dass wir auf dem Rückflug wegen eines medizinischen Notfalls mit einer Dreiviertelstunde Verspätung in Santiago abgeflogen sind. In São Paulo angekommen verbleiben so theoretisch nur 5 Minuten bis das Gate für den Weiterflug nach Frankfurt schließen sollte. Wir wurden aber mit dem Bus zum Terminal gefahren, was den langen Weg durch das Terminal deutlich verkürzt hat. am Terminal angelangt warteten freundliche Mitarbeiterinnen und riefen unentwegt „Frankfurt“. Wir Umsteiger wurden so gesammelt und zügig zum Abflug-Gate geleitet, denn der Anschlussflug wartete. Eine gut organisierte, weitsichtige und effektive Anschluss-Sicherung.

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Das Wetter

Das Klima in Zentalchile im Frühling ist angenehm und fast mediterran. Von Oktober bis März ist durchschnittlich mit nur ein bis vier Regentagen im Monat zu rechnen. Santiago liegt fast auf dem gleichen Breitengrad wie Kapstadt oder Sydney, was auf der Nordhalbkugel ungefähr Südkalifornien bzw. Tel Aviv entspricht. Südlich von Santiago erstreckt sich das Valle Central, das mit seinen Weingütern bekannt ist für seine hervorragende Rotweine.

Erwartungsgemäß war das Wetter für einen Städtetrip optimal und so hatte ich in der Woche meines Besuches täglich reichlich Sonne. Es war nicht zu warm und nicht zu kalt. In den ersten Tagen waren es tagsüber um die 24 Grad °C. Nachts, sobald die Sonne untergegangen war, wurde es jedoch empfindlich kalt mit Temperaturen um die 10 Grad °C. An den letzten beiden Tagen stiegen die Tagestemperaturen bis auf knapp 30 Grad °C. Geregnet hat es während meines Aufenthaltes nicht.

Die Unterkunft

Bei Kurztrips ist es für mich entscheidend ein gute und vor allem zentral gelegene Unterkunft zu wählen, um nicht viel Zeit durch lästiges zeitraubendes Fahren mit Bus und Bahn zu verlieren. Weiterer Vorteil ist, dass man mal eben zwischendurch schnell noch mal ins Hotel gehen kann um den ein oder anderen Einkauf „abzuladen“.

Für Santiago fiel meine Wahl auf die Altura Suites zum einen wegen der zentralen Lage und zum anderen weil es für mich das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bot. Die Lage hat durchaus gehalten, was ich mir davon versprochen habe, denn viel zentraler geht es nicht.

 

Huerfanos 547 / 317 B, Lastarria, Santiago de Chile, Chile
„Tolle Lage, Tolle Ausblicke, Tolles Hotelteam“

 

Im Zentrum von Santiago de Chile gelegen, befindet sich Altura Suites am Fuße des Cerro Santa Lucía nur wenige Gehminuten vom Plaza de Armas und somit dem historischen Zentrum Santiagos entfernt. Die Sehenswürdigkeiten im Stadtzentrum wie der Mercado Central (Markthalle), das Barrio Lastarria, der Präsidenten-Palast La Moneda und der Cerro San Cristóbal sind bequem zu Fuß zu erreichen und für weitere Touren wie beispielsweise zur Estación Central (Hauptbahnhof) oder zum Costanera Center befinden sich diverse Metrostationen in unmittelbarer Nähe.

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Sprache

Die vorherrschende Sprache in den meisten Ländern Lateinamerikas ist natürlich Spanisch. Anders als beispielsweise in Perú wird in Chile – und das vor allem in den Metropolen und touristischen Zentren – auch mehr oder weniger Englisch gesprochen. Da ich selbst Spanisch auf dem Wirtschaftsgymnasium hatte, verfüge ich hier leider über keine objektive Einschätzung, ob man auch nur mit Englisch ohne Spanischkenntnisse klarkommt. Ich denke aber, dass Spanischkenntnisse zwar nicht essentiell aber durchaus nützlich bei einer Individualreise nach Lateinamerika sein dürften.

Währung

Offizielle Währung ist der Chilenische Peso. Der US-Dollar ist vor allem bei Taxifahrern gern gesehen. Etwas gewöhnungsbedürftig sind die inflationären Preise, denn beispielsweise 10.000 Chilenische Pesos entsprechen gerade einmal 14,30€. Das erfordert insofern etwas Konzentration, weil man bei auf spanisch gesprochenen Preisangaben stückweise erst mal in Tausender, Hunderten und Zehner splitten muss, um zu begreifen, was einem für eine Summe genannt wurde. Auch das Ausrechnen von Trinkgeldern ist dadurch etwas gewöhnungsbedürftig – so ging es zumindest mir.

Preisniveau

Chile gilt als teuerstes Land Südamerikas. Das klingt erst mal abschreckender, als es tatsächlich ist, denn im Durchschnitt heißt das nicht, dass es teurer ist als hier bei uns in Deutschland. Bei Kleidung westlicher Marken in den großen Shopping-Malls gibt es kaum ein Schnäppchen zu schlagen, da die Preise hier wie fast überall auf der Welt ähnlich hoch sind. Lebensmittel und Waren des täglichen Bedarfs in Supermärkten sind von meinem Empfinden sogar teilweise teurer als hier bei uns in Deutschland. Bei Restaurantbesuchen ist ein vorheriger Blick in die Karte angeraten, wenn man nicht eine böse – oder besser teure – Überraschung erleben möchte. In einfachen Restaurants kann man gut und günstig essen. So habe ich beim Inder für ein wirklich leckeres frisch zubereitetes Chicken-Curry mit Reis, einer großen Knoblauch Paratha und einer Cola 5.500 Chilenische Pesos (7,65 €) inkl. 10% Tip bezahlt. Bei südamerikanische Spezialitäten in etwas besseren Restaurants liegt man allerdings auch schnell mal bei 20€ pro Person. Die Urlaubskasse wird durch günstige Preise beim öffentlichen Nahverkehr und bei Ausflügen mit dem Überlandbus spürbar entlastet.

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Sicherheit

Chile gilt als eines der sichersten Länder Südamerikas. Im Stadtzentrum in der Nähe der wichtigen Sehenswürdigkeiten und auf den Plätzen, in Shopping-Malls und Metrostationen patrouillieren Polizisten und private Sicherheitsdienste. Sich hier erkennbar als Tourist am Tag zu bewegen ist sehr sicher.

Vorsicht ist bei Einbruch der Dunkelheit zu fortgeschrittener Stunde in unübersichtlichen und schlecht beleuchteten Straßenzügen geboten.

Generell gilt: Je weniger man mit sich führt, desto geringer ist die Gefahr, dass etwas weg kommt. Der Reisepass bleibt im Hotel. Ersatzweise kann eine Kopie mitgeführt werden. Ich lasse meist sogar meine Kreditkarten im Hotel und benutze diese nur zum Geld abheben. Ich habe meist nur wenig Bargeld bei mir und habe mir dafür ein kleines und dünnes Portemonnaie im Scheckkarten-Format zugelegt. Muss man größere Geldbeträge mit sich führen, diese am besten aufteilen. Die Socke, der Schuh oder die Zigarettenschachtel (Zwischen Schachtel und dem inneren Papier) tun hier gute Dienste. Übrigens passt in dieses „Fach“ in der Zigarettenschachtel auch eine Kreditkarte.

Außerhalb des Stadtzentrums, in den Vororten oder bei Ausflügen sollte man auf das Präsentieren seiner teuren Markenkleidung, Gucci-Sonnenbrille und das zur Schau stellen teurer Kameras möglichst verzichten, um keine unnötigen Begehrlichkeiten zu wecken. Das Geheimnis lautet: In der Masse möglichst unauffällig untergehen – sofern das als „Gringo“ möglich ist. Wird man von Fremden angesprochen, in ein Gespräch verwickelt oder bei sonstigen Kontakten freundlich bleiben und ganz wichtig: Den gesunden Menschenverstand einschalten.

Für den Fall des Falles ein bisschen Geld (Gegenwert von 20 € oder 25 €) griffbereit in der Hosentasche haben und nicht diskutieren oder Gegenwehr leisten. Gebt ihm/ihr, wonach er verlangt. Es lässt sich alles ersetzen außer die Gesundheit oder das Leben.

Einreisebestimmungen für deutsche Staatsangehörige

Für einen kurzfristigen Aufenthalt zu Tourismus- oder Besuchszwecken ist kein Visum erforderlich. Bei der Einreise wird an der Grenze kostenlos eine „Tarjeta de Turismo“ (Touristenkarte) ausgestellt, die zu einem Aufenthalt von maximal 90 Tagen berechtigt.

Die „Tarjeta de Turismo“ muss beim Verlassen des Landes zurückgegeben werden. Bei Verlust oder Diebstahl muss daher vor Ausreise von der „Policía Internacional“ in Santiago (Morandé 672, Santiago Centro, Tel. +56 2 26809110, oder am Flughafen, Tel. +56 2 26901781) bzw. in anderen Regionen von der „Policía de Investigaciones“ eine Ersatzkarte ausgestellt werden.

Unterwegs mit der Metro

Santiago verfügt als 8 Millionen-Metropole über ein gutes und modernes Metro-Netzwerk um größere Distanzen zu überwinden. Tickets kauft man am besten in bar an einem der Ticketschalter in den Stationen. Da es bekanntlich die verschiedensten Systeme gibt wie beispielsweise aufladbare Karten oder Jetons bzw. Token wie in Istanbul sei hier noch erwähnt, dass es sich um ganz einfache kleine Papiertickets handelt, die beim Betreten der Bahnsteige eingezogen werden.

Die Preise sind günstig und kosten je nach Tageszeit und Fahrgastaufkommen unterschiedlich. Sie schwanken zur Horario Punta (Hauptzeit oder Rush Hour) bis zur Horario Bajo (Nebenzeit) zwischen 740 und 610 Chilenische Pesos (ca. 1,06 € bis 0,87 €).

Der Preis gilt pro Fahrt inkl. beliebig vielen Umstiegen. Dabei ist es egal wie weit man fährt, denn Tarifzonen gibt es nicht.

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In den Stationen gibt es meist zwei Ausgänge: Der eine ist lediglich mit „Salida“ (Ausgang) gekennzeichnet und dient dazu, die Station zu verlassen. Der andere mit „Salida  – Cambio de Andén“ (Ausgang – Bahnsteigwechsel). Diesen Ausgang nutzt man, wenn man beispielsweise zu weit gefahren ist und mit der gleichen Linie zurückfahren möchte ohne ein neues Ticket lösen zu müssen oder für Transfers zwischen unterschiedlichen Linien. Dann ist ebenfalls kein neues Ticket zu lösen.

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Parks, Plätze, Märkte, „Barrios“, Shopping und andere Sehenswürdigkeiten

Santiago de Chile bietet ein hohes Maß an Lebensqualität und abwechslungsreiche Sehenswürdigkeiten. Umgeben von Weingütern und durch die Nähe zu den Anden mit Vulkanen, heißen Quellen, Skigebieten und letztendlich durch die Nähe zum Pazifik kommt so schnell keine Langeweile auf. Und so braucht die Stadt den unmittelbaren Vergleich in Sachen Attraktivität mit anderen westlichen Metropolen nicht zu scheuen.

Die bekanntesten Sehenswürdigkeiten finden sich im Stadtzentrum rund um den Plaza de Armas. Dazu zählen die Kathedrale, der Präsidenten-Palast La Moneda, der Mercado Central (Markthalle), verschiedene Museen und viele gepflegte Parks. Die Straßen des Zentrums mit ihren Händlern und kleinen Einkaufspassagen laden zum bummeln ein.

Eine Verschnaufpause kann man sich auf dem Plaza de Armas gönnen. Es warten unzählige Sitzgelegenheiten im Schatten von Palmen und Bäumen und hier scheint sich die ganze Stadt zu treffen. Es macht ungeheuren Spaß das bunte Treiben von Straßenkünstlern, Musikern, Schachspielern und anderen Darbietungen zu beobachten.

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Ein ganz besonderes Erlebnis bietet der Mercado Central am nördlichen Rand der Innenstadt. Beim Betreten dieser großen Markthallen aus dem 19. Jahrhundert findet man sich schlagartig in einer anderen Welt mit Ständen mit frischen Lebensmitteln, Gerichten aus Fisch und Meeresfrüchten und unterschiedlichsten Düften wieder.

Auf dem Mercado Central kann man mit allen Sinnen in die Vielfalt der chilenischen Küche eintauchen. Der farbenfrohe und hektische Lebensmittelmarkt gehört seit 1872 zum täglichen Leben von Santiago. Von den farbenfrohen Früchten und Gemüsen bis zu frischem Brot und köstlichen Kreationen aus Fisch und Meeresfrüchten kann hier so ziemlich alles probiert werden.

Beim Eintritt in den Markt erscheint dieser etwas chaotisch. Das liegt am lebhafte Treiben an den vielen verschiedenen Marktständen. Hier tummeln sich Metzger, die so gut wie jedes Teil vom Rind anbieten, Verkäufer traditioneller Käsespezialitäten und Läden für tropische Früchte und Gemüse, Backwaren und Süßigkeiten. Die Fischstände sind jedoch das wirkliche Highlight. Auf den Verkaufstischen tummeln sich lebendige Krabben und Hummer, zu Bergen aufgetürmte Riesenmuscheln und Eimer mit Seeigeln und Austern.

Direkt neben der Markthalle befindet sich das Museo de Bellas Artes (Museum der schönen Künste) am Übergang zum Parque Forestal. Die Parks wie der Parque Forestal oder der Cerro Santa Lucía in Santiago werden mit großem Aufwand gepflegt. Dazu wird an heißen Tagen mehrmals täglich hektoliterweise Wasser in die Grünanalgen gepumpt. Sie sind dadurch echte üppig grüne Oasen in mitten der Großstadt.

Im malerischen Park Parque Forestal kann man flanieren, Sport treiben oder sich auf der grünen Rasenfläche entspannen und nebenbei die Sammlung von Skulpturen renommierter Künstler wie beispielsweise des Kolumbianers Fernando Botero bewundern. Ein Muss für Kunstliebhaber ist das Museum für zeitgenössische Kunst (Museo de Arte Contemporáneo) sowie das Museo de Bellas Artes. Die Museen sind in einem großen beeindruckenden Palast im Stil der Neorenaissance beheimatet.

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Etwas weiter vom Stadtzentrum und über die gleichnamigen Metro-Station zu erreichen ist die Estación Central (Hauptbahnhof) einen Besuch wert. Das von außen und innen beeindruckende Gebäude ist architektonisch ein echtes Highlight denn die Bahnhofshalle stammt von keinem geringeren als Gustave Eiffel. Der Hauptbahnhof führt heute leider ein trauriges Dasein denn es wird von hier aus nur eine Strecke befahren: Santiago–Rancagua–San Fernando im Vorortverkehr und Santiago–Talca–Chillán im Fernverkehr. In Chillán, 400 km südlich von Santiago, endet der Fernverkehr.

Der Stadtteil Providencia bietet elegante Architekturstile, malerische Stadtparks und umfassende Einkaufsmöglichkeiten. Das Nachtleben machen aus Providencia einen der lebhaftesten und beliebtesten Vororte Santiagos. Heute ist das Viertel für seine jungen und wohlhabenden Bewohner bekannt.

Die architektonische Vielfalt in Providencia umfasst Botschaftsgebäude und Kirchen sowie Paläste aus dem 20. Jahrhundert. Die Kirche Iglesia de la Divina Providencia (dt. Kirche der göttlichen Vorsehung) im Stil der Neorenaissance ist auf jeden Fall eine Reise wert.

Zu den Highlights des Viertels gehören die vielfältigen Einkaufsmöglichkeiten. Entlang der Straßen Providencia und Nueva Providencia (ehemalige Straße des 11. Septembers, in Anlehnung an Pinochets Militärputsch) reihen sich Buchläden, Boutiquen und moderne Einkaufszentren. Im Einkaufszentrum Galeria Drugstore findet man edle Boutiquen und Cafés. Die vier Wolkenkratzer des Costanera Center bietet hunderte Geschäfte, Luxushotels, Cafés und Restaurants. Der Ausblick aus dem Gastronomiebereich des Centers ist atemberaubend.

Die Mall Costanera Center als einer der größten ihrer Art in Südamerika bietet auf sieben Ebenen alles, was das Herz von Shopaholics höher schlagen lässt. Nur für Touristen und gegen Vorlage des Reisepasses gibt es beim „On Tour“-Helpdesk im ersten Stock einen dicken Flyer mit exklusiven Rabatten für die einzelnen Shops.

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Aussichtspunkte

Wer sich Santiago mal von oben anschauen möchte hat dazu gleich mehrere Möglichkeiten.

Der malerische und 69 Meter hohe Hügel Cerro Santa Lucía (Hügel der heiligen Luzia) erstreckt sich am östlichen Rand der Innenstadt Santiagos. Er ist genau das Richtige für Besucher, die den Massen im Stadtzentrum entfliehen und einen Panoramablick über die Dächer von Santiago bis zu den Anden genießen möchten.

Elegante Treppen und verschlungene Wege führen über mehrere Ebenen zum Gipfel dieses zentralen Hügels mit Ornamentbrunnen, Blumenbeeten und einem Amphitheater, von dem aus der Besucher einen beispiellosen Panoramablick auf Santiago hat.

Auf diesem Hügel gründete der spanische Soldat und Konquistador Pedro de Valdivia am 12. Februar 1541 die Stadt Santiago del Nuevo Extremo – das heutige Santiago de Chile. Der von den Ureinwohnern dieses Gebietes, den Picunchen, unter dem Namen „Huelén“ bekannte Hügel war ursprünglich als Beobachtungsposten gedacht und blieb bis ins späte 19. Jahrhundert unverändert.

1872 bestimmte der Bürgermeister als Teil eines Verschönerungsplanes für Santiago, speziell in Vorbereitung auf die „100 Jahrfeier der Chilenischen Republik“, dass auf dem Areal ein öffentlicher Park entstehen sollte, der heute besonders bei jungen Paaren beliebt ist, die der Hektik der Innenstadt entfliehen möchten.

Nicht erschrecken sollte man um 12:00 Uhr mittags, denn dann wird traditionell unter der Woche eine Kanone vom Hügel abgefeuert, deren Knall in der ganzen Stadt zu hören ist.

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Mit 300 Metern deutlich höher am Rande der Innenstadt dominiert der Hügel Cerro San Cristóbal das Stadtbild von Santiago. Dabei handelt es sich um einen lang gezogenen bis weit in die Innenstadt reichenden Ausläufer der Anden. Der Gipfel ist ein beliebtes Ausflugsziel, das man zu Fuß, mit dem Auto auf einer Mautstraße, mit einer Seilbahn oder mit einer Standseilbahn erreichen kann.

Der malerische Hügel ist das Highlight des Parque Metropolitano – Santiagos größtem städtischen Park – und bietet vom Aussichtspunkt Terraza Bellavista eine spektakuläre Aussicht über Santiago sowie Wanderwege, botanische Gärten und familienfreundliche Aktivitäten.

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Die Aussicht bei schönem Wetter von der Hügelspitze ist atemberaubend. Besucher können sowohl die Stadt überblicken als auch die Gebirgskette der Anden bewundern. Grüne Landschaftsgärten, Freibäder und Kinderspielplätze machen ihn zu einer echten Besonderheit. Am Fuße des Berges befindet sich der Zoo von Santiago. Im Nationalen Zoo von Chile gibt es mehr als 150 Tierarten zu sehen, darunter auch den bedrohten, in Südamerika heimischen Pudu-Hirsch.

Der Aussichtspunkt Terraza Bellavista auf dem Gipfel kann mit einer Standseilbahn (Funicular Santiago) erreicht werden. Die Seilbahn startet ihren steilen Aufstieg von der Plaza Caupolicán, die sich am Bellavista-Eingang zum Parque Metropolitano befindet. Oben werden Besucher mit einer fantastischen Aussicht auf Santiago und die umliegende Landschaft belohnt. An klaren Tagen kann man sogar die schneebedeckten Gipfel der Anden sehen. Besonders beeindruckend ist es, bei Einbruch der Dunkelheit zu beobachten, wie die Stadt im Glanz unzähliger Lichter erstrahlt.

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Einen Besuch wert ist auch die 22 Meter hohe, strahlend weiße Statue der Jungfrau Maria. Diese ist ein Wahrzeichen von Santiago, das man von überall aus sehen kann. In der kleinen Kapelle am Fuße der Statue hielt Papst Johannes Paul II. im Jahr 1987 eine Messe.

Die vom Aussichtspunkt ausgehenden Wanderwege führen vorbei an landschaftlich gestalteten Gärten und Picknickplätzen. Die Kirschbäume, Lotusblumen und Zierteiche des Japanischen Gartens laden zum Entspannen ein. Für Abkühlung an heißen Sommertagen sorgen die gut gepflegten öffentlichen Freibäder.

Der Cerro San Cristóbal und der Parque Metropolitano sind täglich – auch an Feiertagen – geöffnet. Der Zugang zum Gipfel und dem Park ist kostenlos. Für die Seilbahn, die Freibäder und den Zoo fallen separate Gebühren an.

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Der höchste Aussichtspunkt in Lateinamerika bietet der Gran Torre Santiago (früherer Name: Torre Gran Costanera) und seine Aussichtsplattform Sky Costanera mit 360 ° Blick auf Santiago auf den Etagen 61 und 62 des Turms. Sky Costanera ist täglich von 10:00 h bis 22:00 h geöffnet. Die letztmögliche Auffahrt mit dem Aufzug nach oben ist um 21:00 h möglich.

Der Eintritt ist mit 5.000 Chilenische Pesos (ca. 7 €) im Vergleich zu ähnlichen Attraktionen anderer Metropolen recht günstig. Mit langen Wartezeiten ist nach meiner Erfahrung in der Woche nicht zu rechnen. An klaren Tagen kann man bis zu 50 km sehen, das heißt bis an jedes Ende der Stadt.

Die nächstgelegene Metro-Station ist Tobalaba und der Zugang  zu den Aufzügen erfolgt über das Costanera Center im Untergeschoss.

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Ausgehen und kulinarische Erlebnisse

Spanischsprachige Metropolen sind in „Barrios“ – also Stadtviertel – eingeteilt. Zum Thema Ausgehen und kulinarische Erlebnisse in Santiago möchte ich gerne auf die beiden Barrios Lastarria und Bellavista näher eingehen.

Das europäisch-geprägte Lastarria liegt im Stadtzentrum Santiagos zwischen dem Parque Forestal und dem Cerro Santa Lucía. Das Viertel befindet sich nur 15 Gehminuten in östicher Richtung von der Plaza de Armas entfernt. Das Viertel ist mit Bus und mit Metro einfach zu erreichen. Die nächstgelegenen Metro-Stationen sind Bellas Artes und Universidad Católica.

Das Viertel ist lebhaft und gleichzeitig äußerst entspannt. Es lockt vor allem Intellektuelle, Politiker, Architekten, Künstler und Schriftsteller an. Schlendert man durch die gewundenen Straßen, entdeckt man eine ungeheure Vielfalt an kulturellen und historischen Aktivitäten, eine abwechslungsreiche Gastronomie sowie Möglichkeiten zur Entspannung und Erholung.

Die schöne Kirche Iglesia de la Vera Cruz wurde über dem ehemaligen Wohnsitz von Pedro de Valdivia, dem Gründer der Stadt Santiago, gebaut. In der Straße José Victorino Lastarria gibt es Cafés, Buchläden, Kinos und Theater zu entdecken. Wer nach einem langen Tag und lahmen Beinen ein gutes Restaurant mit authentischer südamerikanischer Küche sucht, wird hier mit Sicherheit fündig.

Ich bin im Victorino (José Victorino Lastarria 138) eingekehrt und habe dort einen sehr leckeren „Salmón Negro“ gegessen. Dabei handelte es sich um ein kross gebratenes Lachsfilet unter einer Paste aus schwarzen Oliven. Dazu gab es Reis, kleine Brötchen und Butter mit Chiliflocken. Nach Norwegen ist Chile heute übrigens der zweitgrößte Lachsproduzent der Welt. Der „Pisco Sour“ – ein typischer äußerst erfrischender Cocktail aus Traubenschnaps in Perú und Chile – geht nach so einem langen Tag runter wie ein dickes Kind auf der Wippe. 😉

Bildquelle: Lars Rexroth

An den Ständen des Antiquitätenmarktes Feria de Antigüedades, der von Donnerstag bis Sonntag in der Fußgängerzone am nördlichen Ende der Straße stattfindet, gibt es jede Menge zu stöbern.

Die kopfsteingepflasterte Plaza Mulato Gil de Castro ist von Museen umgeben, deren Architektur viele Bewunderer anlockt. Das Museum für bildende Künste Museo de Artes Visuales beherbergt Wechselausstellungen, die sich mit zeitgenössischer Kunst befassen. Im archäologischen Museum von Santiago (Museo Arqueológico de Santiago) kann man mehr über die indigenen chilenischen Kulturen erfahren. Beide Museen können mit demselben Ticket besucht werden.

Das Viertel Bellavista liegt zwischen dem Mapocho-Fluss und dem malerischen Hügel Cerro San Cristobal. Das Barrio Bellavita liegt in der nordwestlichen Ecke des Vororts Providencia und ist mit öffentlichen Bussen und der Metro gut zu erreichen. Zu Fuß ist das Viertel Bellavista nur 25 Minuten von der Plaza de Armas entfernt. Dieser Spaziergang führt auch durch den Parque Forestal.

Die bunt bemalten Häuser, die reizvollen Boutiquen, das lebhafte Nachtleben sowie der malerische Stadtpark machen Bellavista zu einem der aufregendsten Viertel Santiagos. Bellavista ist Santiagos Künstlerviertel und bietet Bewohnern und Besuchern eine bunte Architektur, natürliche Schönheit, Geschichte, Nachtleben und Shoppingmöglichkeiten. Die lebhaften Cafés, Bars, Galerien und Boutiquen dieses Barrios, florieren. In den farbenprächtigen alten Häusern und umgebauten Lagerhallen, die in einem Labyrinth aus belaubten Straßen stehen, warten Geschäfte und Restaurants darauf, entdeckt zu werden.

Die Straße Calle Pío Nono ist für ihre Straßencafés bekannt, und in den Bars tanzen die Einheimischen zu Livemusik. Am Wochenende können die Schätze des Kunsthandwerkermarkts Feria Artesanal Pío Nono entdeckt werden. Man sollte sich Zeit nehmen und durch die Innenhöfe des Einkaufskomplexes Patio Bellavista spazieren. Darin verbergen sich Bars, Restaurants, Weinhandlungen, Souvenirläden und Kunstgalerien. Im El Cachafaz Teatro Café Concert werden Theaterstücke, Stand-up-Comedy und Tangovorführungen aufgeführt.

In den Geschäften der Straße Avenida Bellavista findet man wertvolle Juwelen, Schmuck und andere Juwelierwaren. Die örtlichen Händler sind berühmt für ihre Figuren sowie für ihre Schmuck- und Dekorstücke aus Lapislazuli. Dieser blaue Halbedelstein kommt vor allem in Nordchile vor.

Bildquelle: Lars Rexroth

Tagesausflug nach Valparaíso und Viña del Mar ► zur Galerie Valparaíso & Viña del Mar

… oder: Ein perfekter Tag am Meer: An diesem Tag, Montag, 28. November 2016, hieß es früh aufstehen – sehr früh! Um 04:50h klingelte schon der Wecker, denn ich musste um 07:00h meinen vorab reservierten Bus vom Terminal Alameda nach Valparaíso erreichen.

Nach bereits zwei kompletten Tagen in Santiago war der Tagesausflug genau die richtige Entscheidung, dem Großstadt-Getümmel vorübergehend zu entfliehen und mal ein bisschen pazifische Seeluft zu genießen. Und so hatte ich bei strahlendem Sonnenschein einen perfekten Tag am Meer und dank An- und Abreise mit dem Bus ein super günstiges Vergnügen.

Bildquelle: Lars Rexroth

Chile erstreckt sich zwar über eine Länge von knapp 4.300 km in Nord-Süd-Richtung entlang der Anden und des Pazifischen Ozeans dafür ist es aber durchschnittlich nur circa 180 Kilometer breit. Somit ist das Meer eigentlich nirgends wirklich weit entfernt. Wenn man von Santiago der Ruta 68 in nordwestlicher Richtung folgt, kommt man so schon nach 115 km (1 ½ Stunden) nach Valparaíso und Viña del Mar am Pazifik.

Im Halb- bzw. zu Stoßzeiten sogar im Viertelstundentakt bringt beispielsweise Turbus.cl Besucher von Santiago nach Valparaíso und auch wieder zurück. Turbus verfügt über moderne, klimatisierte und saubere Reisebusse und kann ich uneingeschränkt weiterempfehlen. Gekostete hat mich das Ticket 3.600 Chilenische Pesos, was ziemlich genau 5 € entspricht. Gesamtpreis für die Hin- und Rückfahrt versteht sich.

Bildquelle: Lars Rexroth

Die Fahrt führt dabei zunächst durch die sanften Höhenzüge des Küstengebirges vorbei an Weingütern und herrlichen Weinbergen.

Nur 20 km vor Valparaíso liegt der Nationalpark Lago Peñuelas (Reserva Nacional Lago Peñuelas), der eigentlich ein künstlicher Stausee ist. Der Damm wurde zwischen 1895 und 1900 konstruiert und dient dazu Valparaíso und Viña del Mar mit Trinkwasser zu versorgen. Die Gesamtfläche des Reservates beträgt 9.260ha. In den umliegenden dichten Wäldern haben sich zahllose Tierarten angesiedelt (Bergkatzen, Chinchillas, Schwäne, Seeadler u.a.) Es gibt mehrere Picknickplätze, von denen man aus sehr gut die Vögel beobachten kann.

Bildquelle: Lars Rexroth

Zwischen dem Nationalpark Lago Peñuelas und Valparaíso können aufmerksame Reisende noch eine ganz besondere Rarität am Straßenrand entdecken. Denn hier gedeihen vereizelt die extrem seltenen und mitlerweile unter strengem Naturschutz stehenden chilenischen Honigpalmen (Jubaea chilensis) noch in freier Wildbahn. Ihr könnt Sie fast nicht übersehen denn alte Exemplare haben einen massiven auffällig glatten grauen Stammn von bis zu 1,5 m Durchmesser und erreichen eine Höhe von 30 Metern.

Die Palme verdankt ihren deutschen Namen dem zuckerhaltigen Saft, aus dem man Palmzucker, Palmhonig und auch Palmwein herstellt. Bei den Früchten handelt es sich um drei bis vier Zentimeter große, grüne und in der Reife gelbe Steinfrüchte, die einen Samen enthalten, der aussieht wie eine kleine Kokosnuss, und dessen weißes, fleischiges Nährgewebe von Geruch und Geschmack ebenfalls daran erinnern, weshalb man sie in Chile coquitos (dt. Kokosnüsschen) nennt.

Bildquelle: Lars Rexroth

Valparaíso (dt.: Paradiestal), das von den Chilenen kurz Vaipo genannt wird, gilt als eine der schönsten Städte Chiles. Die Ernennung zum UNESCO-Weltkulturerbe verdankt Valparaíso der Küstenlage, dem einzigartigen Flair, den verschiedenen Sehenswürdigkeiten, den farbenfrohen Gebäuden und der lebensfrohen Atmosphäre.

Die Stadt erfreut sich außerdem das ganze Jahr hindurch eines ausgewogenen Klimas mit Temperaturen zwischen 11 und 30 Grad °C.

Bildquelle: Lars Rexroth

Die einzigartigen Gebäude in den verschiedenen Stadtvierteln laden dazu ein, die Straßen der Stadt zu durchstreifen. Die mehr als 40 Hügel geben der Stadt ein pittoreskes Aussehen und von den zahlreichen Aussichtspunkten aus, kann man sich an der Schönheit der Hafenstadt und der Weite des Pazifischen Ozeans erfreuen. Auf die meisten dieser Hügel kommt man mit Hilfe von farbenfrohen Seilbahnen.

Auch wenn Santiago die unangefochtene Primatstadt Chiles und somit kulturelles, wirtschaftliches und politisches Zentrum des Landes ist, tagt das chilenische Parlament (Nationalkongress oder Congreso Nacional) nicht in Santiago sondern seit dem Ende der Ära Pinochet in Valparaíso, wo es am 11. März 1990 im Zuge der Redemokratisierung neu konstituiert wurde. Pinochet ergriff 1973 durch einen Militärputsch die Macht im Lande. Der sozialistische Präsident Salvador Allende beging dabei Selbstmord im Präsidentenpalast La Moneda.

Bildquelle: Lars Rexroth

Ein skurriles Erlebnis der besonderen Art bietet der Besuch des Restaurants Hamburg (1274 Calle O'Higgins) direkt im Zentrum Valparaísos. Hausherr und Wirt Wolfgang Scheuber war vor mehr als einem halben Jahrhundert als Schiffskoch zur See gefahren und eröffnete vor mehr als 30 Jahren sein Lokal mit deutscher „Seemannskost“.

Das Lokal ist ein echtes Unikum und erinnert von der Einrichtung her an eine typsiche hamburger Spelunke (im positiven Sinne) mit integriertem Schifffartsmuseum. Über und über mit allem vollgepfropft, was mehr oder weniger mit Schifffahrt zu tun hat. Einfach urgemütlich und ziemlich einzigartig in dieser Umgebung. Das Hamburg ist eine perfekte Kopie vom Hamburg der 60er und 70er Jahre. Das war übrigens zur der Zeit, als man Schifffahrt noch mit zwei „f“ geschrieben hat. 😉 Das Hamburg sollte man unbedingt mal gesehen haben, wenn man in der Nähe ist.

Bildquelle: Lars Rexroth

Bei meinem Besuch um frühen Nachmittag war das Restaurant nahezu leer. Ich setzte mich an den Tresen und bestellte ein Kaffee. Es schien so, als würden die Vorbereitungen für den Abend laufen. Eine Frau befüllte gerade den Mixer mit verschiedenen Flüssigkeiten und einer Art Granulat. Ich beobachtete sie neugierig, was Ihr offensichtlich nicht entging. Nachdem Sie den Inhalt des Mixers in ein großes Einmachglas mit Schraubverschluss füllte, das „Zeugs“ mit dem Finger probierte und für gut befunden hatte und es im Kühlschrank verschwinden ließ, füllte Sie den Rest, der nicht mehr in das Einmachglas passte, in ein kleines Sektglas und schob es mit den Worten „para probar …“ (dt. zum probieren) und einem freundlichen Lächeln zu mir über den Tresen. Es schmeckte süß-fruchtig und erfrischend. Farbe, Geschmack und der Schaum erinnerten mich an Pisco Sour, einem typsichen Cocktail aus Traubenschnaps. Nur war das Gesöff hier ohne Alkohol. Ich weiß bis heute nicht, was es tatsächlich war.

Bildquelle: Lars Rexroth

Nur 6 km von Valparaíso entfernt liegt das mondäne Seebad Viña del Mar (dt.: Weinberg am Meer), welches auch als Stadt der Gärten bekannt ist. Es besteht eine bequeme Straßenbahnverbindung zwischen beiden Städten. Hin- und Rückfahrt kosten 2.600 Chilenische Pesos (3,60 €).

Der Strand und der Pazifik sind herrlich. Nur das Wasser hat hier seine Tücken: Es ist nämlich eiskalt. Das liegt am Humboldtstrom, der massenhaft eiskaltes Wasser entlang der Küste Südamerikas aus der Antarktis bis hierher und noch weiter nach Norden bis Perú schaufelt.

Dank der Heilbäder, Casinos, den Stränden und gepflegten Parkanlagen sowie einem reichen Freizeitangebot sind viele Chilenen der Ansicht, dass diese Stadt der ideale Ort zum Leben ist.

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Gletscher, Vulkane & Co.: Ein Ausflug in die Berge ► zur Galerie Ausflug in die Anden

Da mich der der Tagesausflug nach Valparaíso und Viña del Mar fast nichts gekostet hat, habe ich mich am letzten Tag vor der Abreise spontan dazu entschieden, einen Tagesausflug in die Anden vor den Toren der Stadt zu unternehmen. Diesen haben ich über GetYourGuide.de gebucht.

Ziel des ganztägigen Ausfluges sollte der Embalse El Yeso sein. Dabe handelt es sich um einen künstlichen Stausee des Río Yeso in 2.500 mtr. Höhe in den Anden circa 20 km Luftlinie von der argentinischen Grenze entfernt. Aber der Reihe nach…

Los ging es morgens um 07:00. Dazu wurde ich am Hotel abgeholt. Nachdem wir Santiago so langsam hinter uns gelassen hatten, erfolgte die Fahrt durch den beeindruckende Cajón del Maipo – dem canyonartigen Tal des Río Maipo. Im unteren Bereich zeigt sich das Tal üppig grün und wird teils von Weinbergen, herrlichen Gärten und Palmen gesäumt. Der Río Maipo hat hier einen tiefen Canyon von beeindruckenden Ausmaßen. Mit zunehmenden Höhenmetern wird die Vegetation karger und riesige Kakteen wachsen an den Hängen.

Bildquelle: Lars Rexroth

Erste Station war schließlich San José de Maipo. Hier gab es eine Tasse Café und wenn gewünscht einen Snack. Im Anschluss erfolgte eine Besichtigung des Plaza de Armas, der hier eher einem hübschen Stadtpark gleicht.

Danach und weiter talaufwärts gelangt man zum Tunel El Tinoco. Der knapp 500 mtr. lange Tunnel führt durch ein kleines Bergmassiv und war einst Bestandteil einer Bahnstrecke. Man kann durch ihn hindurchlaufen. Das innere ist allerdings recht eng, dunkel und stellenweise feucht. Die Taschenlampenfunktion des Smartphones ist  hier sehr hilfreich.

Traurige – und auch etwas gruselige – Berühmtheit hat der Tunnel durch den Fall „Willito“ erlangt. „Willito“ oder Willy, der mit vollem Namen Guillermo Antonio Rojas Reyes hieß, im Juni 1980 geboren wurde und aus Santiago stammte, kam aus gutem Hause. Er war gut aussehend, ein guter Schüler und Sportler, allseits beliebt, hatte eine großen Freundeskreis und eine Freundin. Von außen betrachtet stand Willito am Anfang einer vielversprechenden beruflichen Karriere und führte ein Leben, von dem viele träumten. Alles lief einfach perfekt. Allerdings litt Willito an einer atypischen Form von Depressionen, die von Außenstehenden nicht erkannt werden kann. Im Juli 1998 begab sich Willito ohne Ankündigung und irgendwelche Anzeichen zum Tunel El Tinoco, ging hinein und erschoss sich. Der Fall ging durch die Presse und sorgte seiner Zeit in Chile für große Bestürzung und Anteilname. Am Ende des Tunnel ist so im Laufe der Zeit ein echter Wallfahrtsort entstanden, an dem noch heute Blumen und andere Dinge abgelegt werden. Der Fall „Willito“ hat so dazu beigetragen, dass die Gesellschaft auf diese Form psychischer Störung Aufmerksam geworden ist und dahingehend sensibilisiert wurde. … und wahrscheinlich auch, dass man einem Menschen nicht weiter als vor die Stirn schauen kann.

Etwas nachdenklich ging die Fahrt weiter. An der Stelle, an der der Río Yeso in den Río Maipo fließt verlassen wir das Haupttal und folgen dem kleineren Seitental des Yeso.

Die Landschaft gleicht hier eher eine kargen, staubig und felsigen Mondlandschaft. Hin und wieder stürzen kleinere und größer Wasserfälle aus der Schneeschmelze auf beeindruckende Weise über die Felsen in das Tal.

Bildquelle: Lars Rexroth

Kurz vor dem Ziel – dem Stausee Embalse El Yeso – erfolgt der vorletzte Stopp der Tour an den ehemaligen und wegen den im Winter zu erwartenden Schneemasse igluförmigen Unterkünften der Bauarbeiter des Staudammes. Von dieser verlassenen „Geisterstadt“ aus hat man allerdings einen beeindruckenden Blick auf den Gletscher Glaciar del Yeso, dessen Abbruchkante hoch über den Köpfen am Felsen hängt.

Endstation: Der See selbst zeigt sich vor dem beeindruckenden Bergpanorama bei Sonne türkisblau, ist aber an und für sich recht unspektakulär. Die Luft hier oben in 2.500 mtr. Höhe ist herrlich klar und rein aber durchaus auch stellenweise frisch. Von daher empfehle ich auch im Sommerhalbjahr einen Pullover oder eine Jacke mitzubringen.

Zum Abschluss als kleines Highlight gab es ein keines Picknick mit chilenischem Wein, Oliven, Käse, Nüssen und anderen Knabbereien bevor es schließlich so langsam auf den Rückweg Richtung Santiago ging.

Bildquelle: Lars Rexroth

Was ist eigentlich aus den HONECKERS geworden? ► zur Galerie Cementerio General

Am Nachmittag des 27. November 2016 war ich in Santiago mal ein bisschen investigativ in Sachen deutsch-deutscher Geschichte unterwegs und bin dieser Frage nachgegangen.

Die Spuren der Honeckers führen nach dem Ende der DDR bekanntlich ins Exil nach Santiago de Chile, wo Erich Honecker im Mai 1994 und seine Frau Margot im Mai 2016 starben.

Ich bin einem Hinweis gefolgt, wonach Erich Honecker nach seinem Tod zum Zentralfriedhof „Cementerio General“ in Santiago gebracht worden sein soll. Also bin ich genau dort mit der Metro hingefahren. Der Zentralfriedhof ist ein riesiges Gelände. Völlig unübersichtlich und somit unmöglich hier ein einzelnes Grab unter wahrscheinlich hunderttausenden zu finden. Die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Falls es diese Nadel – also ein Grab – denn tatsächlich auch gibt. Daher bin ich, nachdem ich mich ein bisschen interessiert umgeschaut habe, in der Hoffnung, man könne mir irgendwie bei der Suche helfen, zum Haupteingang gelaufen.

Bildquelle: Lars Rexroth

Tatsächlich war die Friedhofsverwaltung besetzt und ich sprach einen der Herren an, ob er mir Auskunft geben könne. Ich teilte ihm Namen und Sterbedatum mit und er begann bereitwillig in seinem Computer zu suchen. Ruhe, er suchte und suchte. Ich schaute mich derweilen ein wenig um und entdeckte eine Karte des Friedhofgeländes mit den eingezeichneten Sektoren an der Wand, die ich fotografierte, um später eine Orientierung zu haben, falls ich irgendwo speziell suchen müsste.

Schließlich teilte mir der Mitarbeiter mit, er hätte etwas gefunden und der Nadeldrucker sprang im gleichen Augenblick an. Er erklärte mir, dass es einen Verweis auf das „Crematorio“ (also das Krematorium) im Sektor 83 gäbe, was er mit einer eindeutigen Handbewegung von aufsteigendem Rauch bekräftige. Er ging zum Drucker und reichte mir den Ausdruck. Darauf der Vermerk: „Crematorios, Cenizas fuera del Cementerio“ was so viel heißt wie „Krematorien, Asche außerhalb des Friedhofs“. Es gäbe demnach kein Grab. Will also heißen, Erich steckt wohl in einer Urne aber er ist nicht bestattet worden. Ich bin interessehalber trotzdem mal zum Sektor 83 gelaufen, wo sich das Krematorium befindet. Der parkähnliche Bereich ist allerdings eingemauert und mit einem Metalltor verschlossen. Nichts weiter zu sehen.

Bildquelle: Lars Rexroth

Es gab ja tatsächlich Gerüchte, die Urne Erichs würde bei seiner Frau Margot, die ja noch bis Mai 2016 in Santiago lebte, in der Vitrine stehen. Man, bis auf die Angehörigen wahrscheinlich, weiß also tatsächlich nicht, wo sich die sterblichen Überreste jetzt befinden.

Apropos Margot: Ihre Spur nach dem Tod führt erstaunlicherweise auf einen anderen Friedhof, den „Cementerio Parque Del Recuerdo Huechuraba“. Dieser befindet sich vom Zentralfriedhof drei Stationen mit der Metro weiter in nördlicher Richtung entfernt, wohin ich mich sogleich auf den Weg gemacht habe. Vielleicht gibt es hier etwas Interessantes herauszufinden? Auch hier habe ich mich gleich an die Friedhofsverwaltung gewandt. Hier teilte man mir mit, man könne mir keine Auskunft geben. So wie ich das verstanden habe, dürften Informationen nur mit Einverständnis der gemeinsamen Tochter Sonja Yáñez Betancourt (geb. Honecker), die ihres Zeichens einen Chilenen geheiratet hat und ebenfalls in Chile leben soll, herausgegeben werden. Zumindest ist ihr Name in dem kurzen Gespräch gefallen.

Fazit: Es ist und bleibt also ein großes unlösbares Geheimnis, was aus den Honeckers schlussendlich geworden ist. Und wer weiß, ob es nicht vielleicht auch gut so ist, wie es ist. Letztendlich interessiert es ja auch niemanden, außer vielleicht mich, der nicht mal ein „Ossi“ ist. ?

Bildquelle: Lars Rexroth

Die Honeckers in Chile: Hintergründe und Vorgeschichte

Bis zum 18. Oktober 1989 war ERICH HONECKER (* 25. August 1912 in Neunkirchen; † 29. Mai 1994 in Santiago de Chile) als Erster Sekretär bzw. Generalsekretär des Zentralkomitees (ZK) der SED der mächtigste Politiker der Deutschen Demokratischen Republik.

Seine Frau, MARGOT HONECKER (geb. Feist; * 17. April 1927 in Halle an der Saale; † 6. Mai 2016 in Santiago de Chile), war von 1963 bis zum 20. Oktober 1989 Ministerin für Volksbildung der DDR.

Nach dem Ende der DDR flüchtete das Ehepaar aus Angst vor der drohenden Strafverfolgung im März 1991 zunächst nach Moskau. Am 29. Juli 1992 wurde Erich Honecker nach Berlin ausgeflogen, wo er verhaftet und in die Justizvollzugsanstalt Moabit gebracht wurde.

Margot Honecker dagegen reiste, nachdem ihr die chilenische Regierung politisches Asyl gewährte, per Direktflug der Aeroflot von Moskau nach Santiago de Chile, wo sie zunächst bei ihrer Tochter Sonja unterkam. Sie lebte in einem Haus in La Reina (was übersetzt ironischer Weise „die Königin“ heißt), einem Vorort im Osten von Santiago de Chile, mit ihrem Enkelsohn. Sie bezog monatlich rund 1.500 Euro Pension inklusive Witwenrente vom deutschen Staat, für ihre Ministertätigkeit in der DDR, die sie als „unverschämt wenig“ bezeichnete. Sie starb am 6. Mai 2016 in Santiago de Chile in Folge einer Leberkrebs-Erkrankung.

1992 wurde Erich Honecker in Berlin wegen seiner Verantwortung für Menschenrechtsverletzungen des DDR-Regimes vor Gericht gestellt, das Verfahren aber aufgrund seiner fortgeschrittenen Nieren- und Leber-Krebserkrankung und der voraussichtlich eintretenden Verhandlungsunfähigkeit eingestellt. Die Anklage war wegen seiner Rolle als Staatschef der untergegangenen DDR sowie der damit zusammenhängenden schwierigen Rechtslage umstritten. Honecker reiste umgehend zu seiner Familie nach Chile, wo er im Mai 1994 in Santiago starb.

 

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2 Kommentare

    • Michael auf 3. Januar 2017 bei 22:47

    Toller und ausführlicher Bericht! War eine Woche für dein Programm ausreichend?

    • Lars auf 4. Januar 2017 bei 17:45
      Autor

    Hallo Michael,

    Danke Dir!

    Für das, was geplant war, war die Zeit ausreichend. Das kommt aber auch immer darauf an, wie viel und wie lange man bereit und in der Lage ist, am Tag so alles zu unternehmen. Ich habe auf alle Fälle mehr Lust auf Chile bekommen. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, ist als nächstes der Süden dran.

    Viele Grüße,

    Lars von Travel Cheaper

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